Über eine Cloud-Computing-Plattform sollen Roboter, die etwa für Hilfsdienste im Spital eingesetzt werden, gelerntes Wissen austauschen und so neue Aufgaben übernehmen können.

Foto: RoboEarth.org/Swinkels

Roboter sind im Grunde dumm und isoliert, will heißen, sie können nur das, wofür der Mensch sie programmiert hat. Doch künftig sollen sie sich auch untereinander austauschen, so neue Fertigkeiten lernen und komplett neue Aufgaben übernehmen können. Wissenschafter fünf europäischer Hochschulen haben dafür erste Modellprojekte fertig.

Franz und Josef

Ein Beispiel: Roboter Franz soll im Krankenhaus einem Patienten eine Flasche Mineralwasser bringen. Er ortet den Kühlschrank, nimmt die Flasche heraus und realisiert, dass sich darin Literflaschen und nicht wie bisher Halbliterflaschen befinden. Trotzdem kann er sie greifen und dem durstigen Kranken bringen. Später verteilt sein Kollege Josef auf demselben Stockwerk Medikamente. Obwohl auch er ursprünglich auf Literflaschen programmiert war, kann er problemlos die leere Halbliterflasche abräumen.

Wikipedia für Roboter

Das Ganze funktioniert ähnlich wie Wikipedia - nur dass nicht Menschen diese Plattform nutzen, um etwas Neues zu lernen oder neu erworbenes Wissen zu teilen, sondern Roboter. Sie klinken sich in die Onlinedatenbank "Robo Earth" ein, wo sie sich Wissen zu täglichen Aufgaben oder Alltagsobjekten aneignen, vertiefen und miteinander teilen können. Doch Wissen allein genügt nicht für intelligentes Verhalten. Damit die Roboter das erworbene Wissen auch anwenden können, haben die Forscher "RoboEarth" um eine Cloud-Processing-Plattform erweitert, die es Robotern erlaubt, komplexe Handlungsabläufe und Aufgaben mithilfe der Rechenpower im Internet zu lösen.

Schnellere Entwicklung

"Unsere Idee ist, die riesige Rechenleistung großer Daten- und Rechenzentren, wie sie zum Beispiel Google oder Amazon nutzen, einzelnen Robotern zur Verfügung zu stellen", erklärt Markus Waibel, Senior Scientist an der ETH Zürich und Projektmanager von "RoboEarth". So können schnellere, leichtere und intelligentere Roboter entwickelt werden, weil nur noch ein Bruchteil der Berechnungen in der Maschine selbst ablaufen muss und die Entwickler auf einen Großteil der schweren und teuren Hardware verzichten können. Mit einer einfachen Antenne ausgerüstet, können Roboter über WLAN das gesammelte Wissen der Robotergemeinde anzapfen. Heuer im Sommer soll die Betaversion vorliegen. (red, DER STANDARD, 12.3.2013)