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Chloe und der ehemalige "Teenieschwarm" James Van der Beek.

Foto: ap/Richard Cartwright

Das Kernteam der neuen US-Sitcom "Apartment 23" ist schnell vorgestellt. "Eine Bitch, ein Landei und ein Teenieschwarm" heißt es auf der Pro 7-Website kurz und bündig. Erstere ist die abgebrühte New Yorkerin Chloe, die ihre Mitbewohnerinnen mit zu hohen Mietpreisen über den Tisch zieht, was nur eine der vielen Gemeinheiten ist, die sie hoffnungsvollen Neo-New Yorkerinnen antut. June ist das besagte Landei, das wegen eines Jobs in den Big Apple zog. Sie landet schließlich bei der fiesen Chloe, die ein Zimmer zu vermieten hat. Den Teenieschwarm in der Serie gibt James Van der Beek, bekannt aus "Dawsons Creek", der sich selbst spielt.

Doch die naive June ist zäher als gedacht: Sie versteht es, Chloe Kontra zu geben. Das wiederum imponiert dem inzwischen wenig gefragten Serien-Star James, was Chloe gar nicht passt. Kurz: Die Beziehung changiert zwischen erblühender Freundinnenschaft, Eifersucht und erbarmungslosen Kämpfen zwischen dem "Vorstadtmädchen" und dem"Big-City-Girl", wie die Figuren vom Privatsender betitelt werden.

Über die Serie selbst müssen also nicht viele Worte verloren werden. Interessanter ist da schon der Umgang der Sitcom mit dem Wort "Bitch". Es wurde gleich im Titel verankert, wenn auch nur mit einer wenig subtilen Andeutung: "Don´t Trust the B---- in Apartment 23". Um "Bitch" will sich aber auch Pro 7 in der Bewerbung der Serie nicht bringen lassen. So lautet der deutsche Titel zwar lediglich "Apartment 23", was auf der Website von Pro 7, in den Ankündigungen und im Trailer zur Sitcom aber stets mit "Don´t Trust the B---- in" ergänzt wird.

Böse muss nicht immer böse bleiben

Nun wissen wir zwar, dass ein böses Wort nicht auf immer und ewig böse bleiben muss. Der gezielte Gebrauch von "queer" war wohl eine der erfolgreichsten semantischen Neubesetzungen: Früher als Schimpfwort verwendet, macht "queer" im englischsprachigen wie auch deutschsprachigen Raum heute nur mehr als "nicht-heterosexuell" oder als Gegenteil von "straight" Sinn (vom umfangreichen theoretischen Strang der "Queer-Theorie" sei hier mal abgesehen). Einige Begriffe sind hingegen noch nicht völlig den Klauen der Hate-Speech entkommen und befinden sich in einer Art Übergangsphase. "Bitch" ist ein solches Wort.

Es dient als Beleidigung, wenn die BeleidigerInnen damit diffamierende Klischees aus dem vorigen Jahrhundert mit diesem einen Wort ausdrücken wollen. Genau so wird "Bitch" auch in "Apartment 23" eingesetzt. Sexuell "zu" offensiv, hinterhältig, gemein sowie "zu" eng und "zu" leicht bekleidet - und selbstverständlich weiblich. All das trifft auf Chloe (meistens) zu. Das mehr und mehr omnipräsente "Bitch" in dieser wie auch in anderen Serien (auch in "How I Met Your Mother" ist "Bitch" eine äußerst beliebte Betitelung für Frauen) hat also nichts mit Augenzwinkern oder einer lässigen Begriffsaneignung von Frauen zu tun.

"Know what? Bitches get stuff done."

Schade, denn gerade bei "Bitch" hat sich in letzter Zeit recht erfolgreich eine positive Neubesetzung den Weg gebahnt. So nennt sich etwa das alt eingesessene US-amerikanische feministische Popkultur-Magazin schlicht "Bitch" und erst vor ein paar Monaten teilten feministische Facebook-Seiten weltweit ein Bild des Comedian-Superstars Tina Fey neben einem Zitat von ihr: "Know what? Bitches get stuff done." Nicht zu vergessen die deutsche Rapperin und Autorin Lady Bitch Ray, die ihrem feministisches Manifest und "Frauenrechtswerk" den Titel "Bitchism" verpasste.

Auch manche US-Serien ziehen mit: In "2 Broke Girls" wird mit "Bitch" nicht gespart, allerdings nennen sich die Freundinnen gegenseitig fast anerkennend so, bezeichnen sich selbst als "Bitch" und manchmal auch andere Frauen. Mal so verwendet, mal ganz anders - auch so kann eine eindeutige Beleidigungsbedeutung ausgehebelt werden.

"Bitch"-Sager als oller Klischeesammelbegriff oder als Umdeutungsversuch – diesen Unterschied erkennen freilich auch die ZuseherInnen. Ersteres hat in der Serie "Apartment 23" offenbar nicht gefallen. Sie wurde nach der zweiten Staffel abgesetzt. (Beate Hausbichler, dieStandard.at, 13.3.2013)