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Auge auf das Buch: Die Leipziger Buchmesse (14. bis 17. März) eröffnet Mittwochabend.

Foto: AP/ECKEHARD SCHULZ

Die auch als Treffen zwischen Autor und Leser konzipierte Veranstaltung blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück.

Wien - Was Rom gegenwärtig für die katholische Kirche ist, war Leipzig einst für den Buchhandel. Und es ist noch nicht allzu lange her, dass das Aufmerksamkeits-Pendel zwischen den beiden großen deutschsprachigen Buchmessen so eindeutig Richtung der Metropole am Main ausschlug.

Denn erst nach dem Zweiten Weltkrieg und der Zerstörung des Grafischen Viertels in Leipzig konnte die 1949 gegründete Frankfurter Messe ihren Siegeszug antreten, der sie zum weltweit größten Handelsplatz für Buchrechte und Lizenzen werden ließ.

Die Geschichte der heute, Mittwochabend, mit einem Festakt im Gewandhaus eröffneten Leipziger Buchmesse jedoch reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Und sie zeigt, wie eng das Büchermachen trotz aller technologischen Entwicklungen, die es beeinflussen, auch von historischen und politischen Rahmenbedingungen abhängt.

Der Börsenverein der deutschen Buchhändler wurde einst in Leipzig gegründet - sowie die Verlage Brockhaus, Reclam, Bibliographisches Institut, Insel und Baedeker. Hundert Jahre später, Anfang des 20. Jahrhunderts, arbeiteten 60.000 Menschen in den Verlagen und Druckereien des Grafischen Viertels, das 1943 fast zur Gänze zerstört wurde. Zehn Jahre vorher hatte sich der Börsenverein widerstandslos von den Nationalsozialisten gleichschalten lassen und später zugesehen, wie jüdische Verleger enteignet und vertrieben wurden.

Zwar behielt Leipzig, obwohl viele Institutionen und Verlage nach Westdeutschland abgewandert waren, auch in der DDR seinen Nimbus als Buchstadt. Trotzdem wurden nach der 1989er-Wende die meisten noch in der Stadt verbliebenen Verlage eingestellt und Tonnen neuer Bücher in einer südlich der Stadt gelegenen Kiesgrube entsorgt. Die Messe hingegen, die auch im "real existierenden Sozialismus" überlebt hatte, bestand weiter.

Neustart nach der Wende

Vor allem das 1991 ins Leben gerufene Literaturfest "Leipzig liest", es ist mit hunderten Lesungen das größte seiner Art in Europa, verschaffte der bis zum Sonntag stattfindenden Leipziger Messe, auf der 2063 Aussteller aus 43 Ländern ihre Programme präsentieren, den Ruf, ein Ort zu sein, an dem Leser und Autoren zwanglos aufeinandertreffen.

Zudem werden Comics und der osteuropäischen Literatur gewichtige Specials gewidmet (u. a. der von Martin Pollack kuratierte Schwerpunkt " Tranzyt - Literatur aus Polen, der Ukraine und Belarus"), und man vergibt gut dotierte Preise. Etwa den mit 15.000 Euro dotierten Leipziger Preis für Europäische Verständigung, der heuer an Klaus-Michael Bogdal und sein Buch Europa erfindet die Zigeuner (Suhrkamp) geht. Die Gewinner des in den Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung vergebenen Preises der Leipziger Buchmesse (in jeder Sparte 15.000 Euro) werden am Donnerstag bekanntgegeben.

Die in der Kategorie Belletristik als eine von fünf Finalisten nominierte Österreicherin Anna Weidenholzer darf sich Hoffnungen machen. Ihr Roman Der Winter tut den Fischen gut (Residenz) liegt im Online-Voting vorn. (Stefan Gmünder, DER STANDARD, 13.3.2013)