Neues für den Allerwertesten.

Foto: Toto

Die Jahre, in denen sich in Europas Einkaufswagen zwischen täglichem Allerlei Monster-Toilettenpapier-Packungen türmten, könnten bald vorbei sein. Denn geht es nach dem deutschen Keramik-Produzenten Villeroy & Boch sollten schon bald andere Zeiten in punkto Hygiene anbrechen. Sprach's und stellte auf der International Sanitary and Heating (IHS), der Messe für innovatives Badedesign in Frankfurt, ein neues Dusch-WC vor. Wahlweise wird diese Errungenschaft auch Washlet, Aquaclean oder Sensowash genannt. Was in Europa bislang als eher unübliches Toiletten-Element gilt, hat in Nordamerika und in den asiatischen Ländern, allen voran in Japan, bereits eine lange Tradition.

Mehr als 70 Prozent der japanischen Haushalte verfügen aktuell über ein Dusch-WC. Der Name könnte irreführend sein. So sitzt man nicht wie sich manchereins mancherorts vielleicht bildlich vorstellt aus Platzgründen auf einer Toilette in der Dusche. Vielmehr handelt es sich um ein elektronisches WC.  Der Sitz ist beheizbar. Per Fernbedienung wird eine Intimdusche ausgefahren, über verschiedene Stufen werden Wasserstrahlstärke und -Richtung reguliert. Die anschließende Trocknung erfolgt über einen Elektrofön. Ebenfalls eingebaut ist ein Geruchsfilter sowie eine Automatik zum Öffnen und Schließen des Sitz-Deckels. 

Marktauftritt Ende des Jahres

Die Produktion des Dusch-WCs ist bereits angelaufen. In den Handel - damit ist auch Österreich gemeint - soll das Produkt Ende dieses Jahres kommen. Noch ist diese Produktkategorie, mit Ausnahme der Schweiz, nicht in den europäischen Köpfen angekommen. So wurden einer externen Lieferanten-Studie zufolge 2012 europaweit lediglich rund 50.000 Dusch-WCs geordert. Produkte von Geberit beispielsweise sind schon seit einigen Jahren auf dem Markt.

"Angesichts des Marktes von 20.000 Anlagen pro Jahr in der Schweiz dürfte sich in Deutschland ein Absatzvolumen von 200.000 im Jahr ergeben. Das entspräche einem Marktvolumen von circa 400 Millionen Euro," so Villeroy & Boch-Vorstand Andreas Pfeiffer auf Anfrage. Als unverbindliche Preisempfehlung an die Händler gibt Villeroy & Boch 2.500 Euro an. Bei den Wettbewerbern können die Kosten zwischen 800 und 8.000 Euro liegen.

Das deutsche Unternehmen kooperiert in dieser Angelegenheit mit Toto, einem der Weltmarktführer im Sanitärbereich. Der japanische Konzern beschäftigt 25.000 Mitarbeiter an 100 Standorten in 18 Ländern. In Japan ist Toto der älteste und bedeutendste Komplettbadhersteller und feiert im Jahr 2017 sein 100-jähriges Bestehen. Villeroy & Boch treibt parallel dazu derzeit seinen Internationalisierungskurs vor allem auf den neuen Wachstumsmärkten Asien, besonders in China, Indien und im Mittleren Osten voran. Der Auslandsanteil am Umsatz stieg in den letzten 15 Jahren von 46 auf 73 Prozent.

Ob sich nun die Synthese aus Toilette und Bidet in Europa durchsetzt oder Villeroy & Boch und andere damit brausen gehen, wird sich zeigen. (ch, derStandard.at, 14.3.2013)