Eine Schulgruppe im Grazer Joanneum: Jugendliche wünschen sich vor allem interaktive Ausstellungen. Was Pädagogen ihnen vorsetzen, trifft oft nicht ihren Geschmack.

Foto: standard/joanneum

Graz - Das Foyer des Universalmuseum Joanneum in Graz, des ältesten und zweitgrößten Museums Österreichs, an einem frostigen Mittwochmorgen: Dutzende Schüler aller Altersstufen warten auf eine der zahlreichen Führungen, die am Aktionstag "Schule schaut Museum" angeboten werden. Als ich die bunte Menge betrachte, frage ich mich, ob es den teilnehmenden Schulklassen überhaupt darum geht, Interessantes über unsere Kultur und Geschichte zu erfahren, oder ob der Museumsbesuch nicht doch nur Mittel zum Zweck ist, dem tristen Schulalltag zu entgehen.

Interesse am Gezeigten sehr gering

Im weiteren Gespräch mit den Schülern stelle ich wenig überraschend fest, dass eher Letzteres zutrifft und dass das Interesse am Gezeigten sehr gering ist. Museen gelten nach wie vor - und trotz aller gegenteiligen Bemühungen - gerade unter Jugendlichen als verstaubt und uncool. Oder wie es eine Oberstufenschülerin auf den Punkt bringt: "Allein das Wort 'Museum' ist schon irgendwie fad." Ignoranter Sarkasmus, könnte man meinen, wenn auch mit einer Prise Wahrheit.

Um genau diese Vorurteile aus der Welt zu schaffen, veranstaltete das Grazer Joanneum am 6. März schon zum vierten Mal den Aktionstag "Schule schaut Museum". Mittlerweile sind über 50 Einrichtungen in ganz Österreich, vom Karikaturmuseum Krems bis zu den Tiroler Landesmuseen, dem Grazer Beispiel gefolgt und bieten spezielle Events für Schüler an. Seit 2012 wurde die Aktion von den Landesschulräten in der Steiermark und Niederösterreich als schulbezogene Veranstaltung empfohlen. Wenn es nach Elisabeth Schatz vom Joanneum geht, sollen bald weitere Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit den Landesschulräten folgen, um das Museum stärker in den Unterricht einzubauen.

Nur selten ins Museum

Doch woran liegt es, dass mir viele Schüler nach Ende eines Rundgangs gar nicht sagen können, wovon das zuvor Gesehene handelt? Obwohl Jugendliche in ganz Österreich von speziellen Vergünstigungen, Workshops und Programmen profitieren, gehen sie nur selten ins Museum. Anscheinend liegt es am Unwillen der jungen Bevölkerung, sich der Kultur zu widmen.

Vielleicht ist einer der Gründe aber auch darin zu finden, dass bei der Auswahl des Programms eher die Vorlieben der Pädagogen zählen und so eine Klasse der achten Schulstufe in einer - zwar hochinteressanten, aber doch für die Altersklasse recht anspruchsvollen - Fotosammlung von Wehrmachtssoldaten landet. Wenn also der Schulausflug schon alle vier Jahre mal ins Museum führt, dann sind die Vorgaben der Lehrer oft zwar schön und gut, werden aber weder die Schüler begeistern, noch etwas zu deren Bildung beitragen.

"Ich bin 15, wieso soll ich ins Museum?"

Fragt man die Jugendlichen selbst, woran sie Interesse hätten, kommen neben den unvermeidbaren Meldungen wie "Ich bin 15, wieso soll ich ins Museum?" hauptsächlich Wünsche nach interaktiven und multimedialen Ausstellungen. Dem kommt man übrigens mit durchaus spannenden Projekten und Workshops nach, wie ich im Grazer Kunsthaus erleben durfte. "medien.kunst.sammeln" etwa zeigt die Geschichte der neuen Medien ab 1973 und lässt die Grenzen zwischen Videokunst, Medien und Alltag verschwimmen - positives Feedback der Schüler inklusive. (David Goetzl, DER STANDARD, 13.3.2013)