Wien - Noch im Frühjahr startet in Österreich mit DVB-T2 ein neuer Standard der Fernsehübertragung. Bis zu 40 statt bisher acht Programme und viele davon in HD-Qualität - so der Mehrwert des neuen Produkts, das ab 15. April unter der Marke simpliTV auf den Markt gebracht wird, wie ORS-Geschäftsführer Michael Wagenhofer am Mittwoch bei einer Veranstaltung der KommAustria und der RTR-GmbH zum "Digitalisierungskonzept 2013" erklärte.

Wagenhofer hofft, die Attraktivität der bisher mäßig erfolgreichen digitalen Terrestrik durch das neue Angebot deutlich steigern und den Marktanteil von bisher sechs Prozent für DVB-T auf zehn bis zwölf Prozent anheben zu können. "Es geht um die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit", so der Chef der ORF-Sendetechniktochter. Bisher war DVB-T laut RTR-Geschäftsführer Alfred Grinschgl "nicht wettbewerbsfähig".

"Wertvoller"

Vom Potenzial von DVB-T2 ist auch Richard Grasl, Kaufmännischer Direktor des ORF, überzeugt, auch wenn er einräumen musste, dass diese Übertragungstechnik für den ORF im Vergleich zu anderen Verbreitungsformen teurer sei. Sie sei "für den ORF aber auch wertvoller", so Grasl. Zum einen habe der ORF bei simpliTV weniger Konkurrenzprogramme als etwa bei Kabel oder Satellit, außerdem biete es den "einfachst möglichen und günstigen" Zugang zu HD-Programmen, die über DVB-T2 kostenlos zu empfangen sind. Grasl nutzte das Stichwort HD-Programme auch gleich, um für die Fortsetzung der Gebührenrefundierung zu werben: Sollte sich die finanzielle Situation des ORF verbessern, werde es künftig auch Bundesländerprogramme in HD geben, versprach der Kaufmännische ORF-Direktor.

Ein weiterer Grund für den ORF, bei DVB-T2 mitzumachen, ist die Überzeugung, dass sich der Marktanteil von DVB-T langfristig gegen Null bewegen würde, wenn es nicht deutlich attraktiver gemacht werde. Auf der Kippe steht die Zukunft von DVB-T2 in Deutschland, wo RTL unlängst angekündigt hat, aus der digitalen Terrestrik auszusteigen. "Wir werden ab Ende 2014 nicht mehr über DVB-T verbreitet", sagte Tobias Schmid von RTL. Als Gründe führte er unter anderem die hohen Kosten an, die mangelnde Planungssicherheit und den fehlenden Glauben an DVB-T2. Anders als in Österreich würde der neue, kostenpflichtige Übertragungsstandard kaum Mehrwert bringen.

Betriebslizenzen

Im Jahr 2016 laufen in Österreich die Betriebslizenzen für das seit Oktober 2006 im älteren Übertragungsstandard verbreitete DVB-T aus. Die Neuausschreibung für die Verwendung mit DVB-T2 soll heuer erfolgen und ist laut KommAustria-Mitglied Susanne Lackner "vermutlich die größte Herausforderung an die terrestrische Digitalisierung des gegenwärtigen Jahrzehnts. Ihr Gelingen kann getrost als Überlebensfrage für die Terrestrik bezeichnet werden, denn vieles wird davon bestimmt sein, wie das demnächst startende DVB-T2-Angebot von den Konsumenten angenommen wird".

Um DVB-T2 zu empfangen, braucht es ein entsprechendes Empfangsgerät, das ab April im Handel erhältlich ist. In neuen TV-Geräten ist DVB-T2 bereits integriert. Die monatlichen Kosten für das neue Angebot sollen zehn Euro betragen, hieß es. Keine Ausschreibung wird es heuer übrigens für digitales Radio DAB+ geben, erwähnte Lackner bei ihrem Vortrag. (APA, 13.3.2013)