Wie schon die Abfahrten am Tag zuvor ist der Super-G der Herren am Donnerstag beim alpinen Ski-Weltcup-Finale in Lenzerheide dem Wetter zum Opfer gefallen.
Das Rennen wurde zwar gestartet, nach einem schweren Sturz des Steirers Klaus Kröll aber abgebrochen und annulliert. Kröll erlitt einen Bruch des linken Oberarms mit Beteiligung des Oberarmkopfes. Der 32-Jährige wird noch am Donnerstagnachmittag operiert.
Kröll ging mit der Startnummer 10 ins Rennen, zu diesem Zeitpunkt führte der Franzose Gauthier De Tessieres. Nach einer Kompression und einem unkontrollierten Sprung stürzte der Steirer in den Sicherheitszaun.
Was zuvor am Start passierte, sorgte im Nachhinein für Verwunderung, Verärgerung und auch Entsetzen. Die Jury hatte sich an Athletensprecher Ted Ligety (USA) gewandt, der die Rennläufer befragte, ob sie fahren wollen.
Wie genau diese Abstimmung ausging, ist nicht ganz klar - nach einem 5:5 bei der Trainer-Befragung soll es sich um ein 6:4 unter den Athleten gehandelt haben. Prinzipiell lautete der Tenor aber, wenn es sicher ist, wolle man fahren.
Das österreichische Team beschloss während der Unterbrechung nach Krölls Sturz, dass es die Nennung zurückzieht und keinen Läufer mehr ins Rennen schickt. "Die Sicht ist schlechter geworden, der Wind stärker -, so dass die Athleten das Tempo nicht kontrollierten konnten", sprach ÖSV-Sportdirektor Hans Pum.
Auch er hatte am Funk mitbekommen, dass die Jury die Läufer befragen ließ. "Das hat keiner glauben können, dass so eine Frage gestellt wird. Das habe ich in 36 Jahren noch nicht erlebt, dass man eine Entscheidung so wegschiebt. Es gibt eine Jury, die entscheidet, ob die Sicherheit gewährleistet ist oder nicht. Wenn gestartet wird, wird gestartet. Wer nicht starten will, startet nicht", empörte sich Pum. Am Donnerstagabend bezog dann FIS-Renndirektor Günter Hujara Stellung zu den Vorwürfen und verteidigte seine Entscheidung die Athleten einzubinden.
Durch die Absage des Super-G ist Marcel Hirscher zum zweiten Mal in Folge Gesamtweltcupsieger, da Aksel Lund Svindal auf einen Start im Slalom am Sonntag verzichtet. Der Norweger hat vor den ausstehenden zwei Technik-Bewerben 149 Punkte Rückstand. Er hätte den Riesentorlauf gewinnen und im Slalom zumindest Vierter werden müssen. Und Hirscher zudem zwei Mal punktelos bleiben. In Summe ein Ding der Unmöglichkeit.
"Das hat keinen Sinn, ich werde den Slalom nicht fahren. Die Frage hätte sich nur gestellt, wenn die beiden Rennen nicht abgesagt worden wären", beantwortete Svindal eine entsprechende Frage. "Marcel hat sich den Sieg im Gesamtweltcup verdient. Ich werde den Slalom als Zuschauer genießen."
Hirscher in einer ersten Reaktion: "Es interessiert mich momentan nicht sehr. Ich bin nicht aufgelegt zum Lustig- und Gutdraufsein. Ich denke derzeit an Klaus, wie es ihm geht. Unfälle passieren, aber wenn es nicht sicher für uns Athleten ist, ist es dumm. Es ist nicht wert, ein Rennen zu starten, wenn es gefährlich ist."
Die Super-G-Kugel hatte sich Svindal schon in Kvitfjell gesichert. Er gewinnt die Spezialwertung mit 480 Punkten vor Matteo Marsaglia (ITA/249) und Matthias Mayer (AUT/228).
Das im Anschluss geplante Damen-Rennen wurde ebenfalls abgesagt, die kleine Kristallkugel geht an die Slowenin Tina Maze (420). Julia Mancuso (USA/365) hätte als Zweite noch Chancen gehabt, Anna Fenninger (304) wurde in der Spezialwertung Dritte. (APA/red, 14.3.2013)