
17 Kilo an Plastikteilen hatte ein toter Pottwal im Bauch, der im März 2012 an der südspanischen Südküste nahe Castell de Ferro/Granada angeschwemmt worden war. Die gigantische Müllmenge hatte den Magen des 4,5 Tonnen schweren Tieres derart verstopft, dass es daran verendete, wie Meeresbiologen herausfanden.

Experten der staatlichen spanischen Forschungsstation Doñana hatten den Leichnam des Tieres untersucht. Sie machen die Betreiber der Gewächshäuser um Almeria für den Tod des Wales und die Verschmutzung des Mittelmeers mit Plastikmüll verantwortlich.

Die Gewächshäuser in Andalusien haben sich seit den 1960er-Jahren zu einem blühenden Industriezweig entwickelt. Dank des milden Klimas können hier das ganze Jahr über Gemüsesorten wie Tomaten, Paprika, Gurken oder Melanzani zu idealen Wachstumsbedingungen angebaut werden. Mittlerweile nehmen die Anbaugebiete in dieser Gegend eine Fläche von 40.000 Hektar ein, wie Satellitenaufnahmen anschaulich zeigen.

Für die Kultivierung von Pflanzen und Gemüse, das in Supermärkte nach ganz Europa exportiert wird, kommen jährlich an die 45.000 Tonnen an Abdeckfolien und anderen Plastikgegenständen wie Blumentöpfe, Düngemittelbehälter oder Schläuche zum Einsatz. Ein Großteil davon wird recycelt. Nicht wiederverwendbares oder durch Düngemittel verunreinigtes Plastik stellt jedoch eine große Gefahr für die Umwelt dar. Zudem halten sich längst nicht alle Gewächshausbetreiber an die Abfallvorschriften.

Da viele Treibhäuser direkt an der Küste liegen, wird herumliegender Plastikmüll bei starkem Wind und mit der Flut auch ins Meer befördert. Im Bauch des toten Wales etwa fanden die Biologen 59 verschiedene Arten von Plastikteilen.

"Im Magen des Wals befand sich ein komplettes Gewächshaus", sagte Renaud de Stephanis, Leiter der Forschungsstation Doñana. Allein die darin entdeckten Abdeckfolien machten ausgebreitet mehr als 30 Quadratmeter aus.

Aber auch Teile von Plastikflaschen, Plastiksäcke, Teile einer Matratze, Schlauchstücke sowie Plastiktöpfe, einen Kleiderhaken oder eine Plastikspraydose beförderten die Biologen aus dem Bauch des qualvoll verendeten Meerestieres.

Im gesamten Mittelmeer gibt es nur mehr rund 1.000 Pottwale. Sie können ein Alter von 60 Jahren erreichen, viele sterben aber schon früher, oft in den Fängen von Fischkutternetzen oder weil sie sich bei Kollisionen mit Schiffen verletzen. Die Verschmutzung der Meere ist eine weitere Gefahr für sie.

"Die Tiere suchen in der Nähe der von Gewächshäusern überfüllten Küste nach Nahrung. Deren Plastikabfall stellt eine große Bedrohung für sie dar, wenn er nicht ordnungsgemäß entsorgt wird", warnt de Stephanis und fordert ein strengeres Abfallmanagement für die Treibhausindustrie in der Region.

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"Spiegel online": Angeschwemmter Pottwal - Vollgestopft mit Plastikmüll
Renaud de Stephanis, Marine Pollution Bulletin: "As main meal for sperm whales: Plastic debris"
derStandard.at/Umwelt: Erstickt und verhungert - Wie wir die Weltmeere mit Plastik zugrunde richten
derStandard.at/Wissenschaft: Schmutz raubt dem Meer den Atem
Auf Weltwanderung durch Südspanien: Bei Weltwanderern führt kein Weg am Plastik vorbei
(isa, derStandard.at, 16.3.2013)