Ich freue mich, mit meinem Beitrag zum Kunschak-Todestag diese interessante Reaktion von Franz Schausberger hervorgerufen zu haben. Folgendes muss ich zu meiner Person allerdings klarstellen: Meine Ausführungen zu Kunschak waren in keiner Weise parteipolitisch motiviert. Ich bin kein Mitglied oder auch nur Anhänger der SPÖ. In den letzten drei Jahrzehnten habe ich meiner Erinnerung nach nur zu Zeiten des EU-Beitritts vorübergehend SPÖ gewählt (wegen der damaligen EU-Gegnerschaft der Grünen).
Als ich 2004 für mein Buch Elementar-Ereignis den Bruno-Kreisky-Preis des Karl-Renner-Instituts erhielt, habe ich in einer kurzen Rede auf einige einschlägige Schwachstellen dieser beiden Persönlichkeiten verwiesen. Vor zahlreich erschienener SPÖ-Prominenz übrigens.
Vor einiger Zeit gab ich im "Kommentar der anderen" meiner differenzierten Haltung zur Person Dollfuß' und zur Mitverantwortung der Sozialdemokratie an der Entwicklung der Jahre 1932 bis 1934 Ausdruck. Zudem habe ich immer wieder öffentlich die Position vertreten, dass " Austrofaschismus" ein unpassender Begriff ist, um das Dollfuß-Schuschnigg-Regime zu bezeichnen.
Mir geht es um eine differenzierte, parteipolitisch unabhängige Aufarbeitung der Geschichte der Ersten Republik. Allwissend und unfehlbar bin ich nicht. Emotionen (die Franz Schausberger mir vorwirft) stellen sich bei mir allerdings ein, wenn ich Kunschak-Reden wie die zitierte aus dem Jahr 1920 lese. Ein Julius Streicher hätte sich nicht viel anders ausgedrückt.
Und ja, sollte sich tatsächlich herausstellen, dass Renner ein mit Kunschak vergleichbarer Antisemit war, so kann ich nur dafür plädieren, dass die SPÖ von ihm Abstand nimmt. Wie die ÖVP von Kunschak und Konsorten. (Kurt Bauer, DER STANDARD, 16./17.3.2013)