Bild nicht mehr verfügbar.

The Iceman!

Foto: EPA/Azubel

Bild nicht mehr verfügbar.

Eiskalt.

Foto: EPA/Azubel

Bild nicht mehr verfügbar.

Das Podest auf einen Blick.

Foto: APA/EPA/Azubel

Melbourne – Kimi Räikkönen pflegt von seinen Taten in der Öffentlichkeit wenig Aufhebens zu machen. "Ich wusste, dass ich ein gutes Auto habe", sagte der 33-Jährige aus Espoo bei Helsinki, nachdem er seinen schwarz-goldenen Lotus E21 in der Boxenstraße des Albert Parks eingeparkt hatte. Immerhin gestattete sich Räikkönen, der nach seinem Comeback zu Beginn der Vorsaison schon einmal, in Abu Dhabi, gewonnen hatte, ein leises Lächeln: "Ich hatte einen guten Start und konnte die Reifen schonen. Das war einer meiner leichtesten Siege."

Als Favorit war er nicht ins Rennen gegangen. Diese Rolle kam Sebastian Vettel zu. Der Dreifachweltmeister hatte gemeinsam mit seinem Teamkollegen Mark Webber nach dem Training auch das Qualifying beherrscht, das wegen von heftigen Sturmböen begleiteten Regens am Samstag erst am Renntag erledigt wurde.

Locker in Führung

Während der Australier Webber mit einem verheerenden Start vorzeitig die wohl letzte Chance vergab, seinen Heim-Grand-Prix zu gewinnen, nützte Vettel seine 37. Pole Position zur Führung vor dem Brasilianer Felipe Massa und dem Spanier Fernando Alonso, also vor den beiden Ferraris, sowie vor Räikkönen.

Hungry Heidi beliebt der als Scherzbold weit und breit bekannte und beliebte Deutsche seinen Red-Bull-Boliden zu nennen. Wie genau er mit dieser Namensgebung ins Schwarze getroffen hat, konnte der 25-Jährige aber nicht ahnen. Heidi zeigte sich nämlich in den ersten Runden des ersten von 19 Saisonrennen tatsächlich sehr hungrig – nach der Reifenmischung, die Pirelli für Australien zur Verfügung gestellt hatte. " Uns sind die Reifen zu früh um die Ohren geflogen", sollte Vettel später sagen, lange nachdem er die Führung an Alonso abzugeben hatte. Der dominierte fortan das Renngeschehen, wenn auch insgesamt sieben Piloten Führungsrunden genießen durften, darunter auch der Deutsche Adrian Sutil bei seinem Comeback im Force India.

Locker zum Sieg

Während aber auch Alonso zu viel vom schwarzen Gold verbrauchte und dreimal in der Box vorstellig werden musste, beschied sich Räikkönen wie Sutil mit zwei Reifenwechseln. Ja, der nach Webber (37) Zweitälteste im Zirkus, ging mit seinem Material derart sorgsam um, dass er, einmal in Führung gegangen, immer schneller wurde.

Alonso, mit frischeren Reifen auf der Verfolgung, musste einsehen, dass Räikkönen nicht mehr einzuholen war. Zur Bestätigung fixierte der Finne zwei Umläufe vor Schluss die schnellste Runde. "Hätte ich gewollt, hätte ich noch schneller fahren können."

Schlussendlich lag Räikkönen mehr als zwölf Sekunden vor Alonso und mehr als 22 Sekunden vor Vettel, der darob ziemlich perplex war: "Kimi hatten wir am Anfang gar nicht auf der Rechnung, ich habe ihn im Rennen überhaupt nicht gesehen."

Den Hinweis, dass er 2007, in seinem Jahr als Weltmeister mit Ferrari, erstmals in Australien gewonnen hatte, nahm Räikkönen zur Kenntnis ("Es hat sich heute wie damals angefühlt"), blenden ließ er sich aber nicht: " Wir haben die richtigen Leute und wir haben auch die richtigen Werkzeuge, aber wir haben nicht das Budget der großen Teams."

Viel Geld hat zum Beispiel Red Bull Racing zur Verfügung. Vettel war nach außen hin nicht unzufrieden mit dem leicht inadäquaten dritten Platz. "Das Jahr auf dem Podium zu beginnen, ist hervorragend", sagte der Titelverteidiger. "Eine Zwei-Stopp-Strategie wie bei Kimi wäre für uns nicht möglich gewesen."

Während es bei Ferrari keinen Grund zur Klage gab – nach Alonsos zweitem und Massas viertem Rang führt die Scuderia die Konstrukteurswertung an – haderte man bei Mercedes mit dem Ausfall von Nico Rosberg (Elektrikdefekt) und einer leicht verfehlten Strategie für Lewis Hamilton.

Locker erklärt

Zwar zeigte sich die britische Neuerwerbung mit Rang fünf zufrieden (" Ich bin glücklich, das ist mehr, als wir erwartet hatten"), Motorsport-Direktor Toto Wolff konnte aber gewisse Probleme nicht verhehlen. "Wir haben eine Menge über die Reifen gelernt, von der Strategie her hätten wir es vielleicht ein bisschen anders machen müssen" , sagte der 41-jährige Österreicher. Teamchef Ross Brawn schob eine Erklärung nach: "Nachdem die weichen Reifen 13 und 14 Runden gehalten hatten, hielten wir eine Zwei-Stopp-Strategie für möglich. Leider hatten wir bei den harten Reifen nicht die nötige Balance und mussten nochmals wechseln."

Um ein Eckhaus schlechter sah es für McLaren, im Vorjahr noch die Nummer drei bei den Konstrukteuren, aus. Jenson Button wurde Neunter, Hamilton-Ersatz Diego Perez blieb ohne Punkte. Auch für McLaren gilt, dass in einer Woche in Sepang ein komplett anderes Spiel gespielt wird – beim Grand Prix von Malaysia, wohl im Regen. (sid, APA, lü, DER STANDARD, 18.03.2013)