150 Tonnen Holz mussten für die Brettschichtholz-Konstruktion des "Refuge du Goûter" auf den Berg gebracht werden.

Foto: A la Verticale

Wenn dafür 3.000 Helikopterflüge mit je 500 kg Materialtransport pro Flug nötig sind, kann man wohl nur eingeschränkt von einem "energieeffizienten" Bau sprechen. Dennoch ist es recht eindrucksvoll, was der "Club Alpin Français" mit der neuen Schutzhütte "Refuge du Goûter" hier buchstäblich auf das "Dach Europas", den Mont Blanc, gesetzt hat. Die Hütte wurde nämlich in der durchaus imposanten Höhe von 3.855 Metern errichtet, die Baustelle galt somit in den letzten drei Jahren als "höchste Europas".

Fitness-Test für Bauarbeiter

Den Bauarbeitern wurde Vieles abverlangt: An der Bergkante der "Aiguille du Goûter" herrschen Windböen von 240 km/h und Temperaturen von bis zu minus 25° Celsius. Noch dazu steht das ovale, vierstöckige Gebäude nur zur Hälfte auf festem Grund, der Rest ruht auf Stahlstützen.

Schwindelfreiheit war deshalb oberstes Gebot. "Wir mussten uns einer ärztlichen Untersuchung unterziehen, ob wir fit genug sind, in dieser Höhe in Kälte und bei dünner Luft zu arbeiten", schildert Jakob Swane Lund, Leiter des Velux-Teams, das die 55 dreifach verglasten Dachfenster mit zusätzlicher 8-mm-Glasschicht montierte. Diese wurden eine Woche vor der Montage auf der Baustelle gelagert, damit sich die Gläser dem atmosphärischen Druck in dieser extremen Höhe anpassen konnten. Außerdem wurden die Fenster wegen der besonderen Bauweise von außen in das Gebäude montiert. Dazu war es notwendig, dass die Arbeiter ein Gerüst bestiegen, das vor einem Abgrund von 800 Metern befestigt war, heißt es in einer Aussendung.

Solarstrom und -wärme

Die alte Schutzhütte aus den 1960er-Jahren war für die immer größer werdende Anzahl der Bergsteiger am Mont Blanc zu klein geworden, sie diente als "Basislager" für die Arbeiten an dem neuen Gebäude, das vom Architekten Hervé Dessimoz und dem Holzbauingenieur Thomas Büchi geplant wurde. Die beiden waren bestrebt, trotz der außergewöhnlichen Lage neue Maßstäbe in der Energieeffizienz zu setzen: Mit einer 97m² großen Photovoltaikanlage und 54 m² an Solarthermiepaneelen und einer Schmelzwassergewinnung ist das "Refuge du Goûter" im laufenden Betrieb so energieeffizient wie derzeit nur möglich.

Die Hütte wird demnächst eröffnet, sie bietet Platz für 120 Übernachtungs- und 60 Tagesgäste. Die Gesamtbaukosten beliefen sich laut Aussendung auf 7,3 Millionen Euro.

In Österreich wurde mit dem "Schiestlhaus" auf dem Hochschwab (Steiermark) bereits 2005 ein ähnliches Pilotprojekt eröffnet, allerdings liegt die dortige "Passivhaus-Hütte" mit 2.154 m auf wesentlich geringerer Höhe. (red, derStandard.at, 18.3.2013)