Das Westbrook Trio (v. li.): Kate Westbrook, Chris Biscoe, Mike Westbrook.

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Wien - Sie sind selten geworden, die "Working Groups" des Jazz, also jene Formationen, die über Jahre oder Jahrzehnte in weitgehend gleichbleibender Besetzung arbeiten und so eine besondere Bandchemie, einen unverwechselbaren Sound entwickeln.

In Zeiten, in denen auf Festivals gerne Premieren präsentiert werden, denkt man auch in der improvisierten Musik zunehmend projektbezogen. Ausnahmen sind rare Glücksfälle: etwa das 1983 gegründete Keith-Jarrett-Trio oder der gar seit 1970 in unveränderter personeller Konstellation konzertierende Dreier von Alexander von Schlippenbach, Evan Parker und Paul Lovens.

Auch Mike Westbrook ist hier zu nennen. Mike Westbrook? Das ist jener mittlerweile 77-jährige Pianistenveteran, der im Bewusstsein der internationalen Community vor allem durch seine Wilhelm Tell- (Westbrook Rossini, 1988) und Beatles-Bearbeitungen (Off Abbey Road, 1989) verankert ist. Westbrook war um 1965 Teil der Community im Little Theatre Club, damals Brutstätte der Londoner Jazz-Avantgarde. Als einer der Ersten dachte er über die damals praktizierte Musik hinaus: "Freie Musik ist nicht nur eine Frage freier Improvisation", so Westbrook, "sie kann auch durch Komposition erreicht werden."

1983 gründete er mit seiner Frau, Sängerin Kate Westbrook, und dem Saxofonisten Chris Biscoe ein Ensemble, das mittlerweile zu den dauerhaftesten der britischen Szene zählt: Das Westbrook Trio verknüpft die improvisierte Musik in vielfältiger Weise mit der Tradition literarischer Cabarets: Interpretiert doch Kate Westbrook u. a. Texte von Paul Eluard, Arthur Rimbaud und Paul Lassahn und stellt diese unbekümmert Bessie-Smith- und Billie-Holiday-Songs gegenüber, wie aktuell die CD Three Into Wonderful - 30th Anniversary Album (Floating World) demonstriert. Empfehlung! (Andreas Felber, DER STANDARD, 19.3.2013)