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Auf diesem Bild vom 11. März 2013 sind die Reaktoren 1 bis 4 (von oben nach unten) zu sehen.

Foto: AP/Kyodo News

Die Lage in den vor zwei Jahren beschädigten Reaktoren des Atomkraftwerks Fukushima Daiichi bleibt instabil. Nachdem am Montagabend (Ortszeit) ein Stromausfall das Kühlsystem der Reaktorblöcke 1, 3 und 4 lahmgelegt hatte, meldete die Betreiberfirma Tepco am Dienstag die teilweise Wiederaufnahme der Kühlung. Mittwochmorgen soll die Kühlung wieder funktionsfähig sein, kündigte Tepco an. Ursache für die Unterbrechung der Stromzufuhr sei möglicherweise ein Defekt in einer Schaltanlage.

Der Gouverneur der Präfektur Fukushima zeigte sich besorgt über den Zwischenfall. Dieser wirke sich negativ auf die Bewohner der Region aus, sagte er Tepco-Vertretern. Betroffene Bürger sprachen von einem " riesigen Schock". Viele fühlten sich an die Reaktorkatastrophe vor fast exakt zwei Jahren erinnert, als ein starkes Erdbeben einen gewaltigen Tsunami auslöste, der Fukushima Daiichi zerstörte und zum Austritt radioaktiven Materials führte.

Keine Radioaktivität ausgetreten

Um eine atomare Kettenreaktion zu verhindern, müssen die beschädigten Reaktoren ohne Unterbrechungen gekühlt werden. Das ist Tepco bisher mehrfach misslungen. Bereits im Jänner 2012 fiel der Kühlmechanismus zeitweise aus. Im vergangenen Juni war die Kühlung von Block 4 für etwa 30 Stunden unterbrochen. In dieser Zeit stieg die Wassertemperatur im Kühlbecken auf bis zu 43 Grad Celsius an.

Beim aktuellen Vorfall kletterte die Temperatur binnen Stunden auf 30 Grad Celsius. Radioaktivität soll nicht ausgetreten sein.

Die Kritik der japanischen Medien richtete sich vor allem an Tepcos Informationspolitik: Zwar hatte der Energiekonzern die zuständige Regierungsstelle zwölf Minuten nach Beginn des Stromausfalls benachrichtigt, doch das Büro der Präfektur wurde erst 30 Minuten später und die Öffentlichkeit mehr als drei Stunden nach dem Ausfall der Kühlung informiert, was viele Anrainer verärgerte.

400 Tonnen Grundwasser täglich

Wie problematisch die Situation in Fukushima Daiichi bleibt, demonstriert auch Tepcos Plan, kontaminiertes Kühlwasser in den Pazifischen Ozean zu pumpen. Im Jänner sagte das Unternehmen, eine solche Maßnahme sei unumgänglich, weil es nicht genügend Kapazitäten zur Aufbewahrung radioaktiven Wassers gebe. Zwar wird das Kühlwasser gereinigt und wiederverwendet, doch nimmt die Gesamtmenge des Wassers zu, weil offenbar täglich rund 400 Tonnen Grundwasser in die Anlage eintreten.

Die Regierung in Tokio rechnet damit, dass der komplette Rückbau von Fukushima Daiichi bis zu 40 Jahre dauern wird. Dennoch plant die seit Dezember regierende Liberaldemokratische Partei (LDP) die Wiederinbetriebnahme von Atomkraftwerken, die nach dem Unfall in Fukushima vorsichtshalber stillgelegt worden waren. In den kommenden drei Jahren sollen die 50 funktionsfähigen Reaktoren Japans auf ihre Sicherheit überprüft werden und gegebenenfalls wieder ans Netz gehen. (Birga Teske aus Tokio, DER STANDARD, 20.3.2013)