Die Spiele der nächsten Generation versprechen nicht nur schönere Lichteffekte.

Foto: Geomerics

Die PlayStation 4 (PS4) verspricht mit ihrer PC-ähnlichen aber "optimierten" Hardware nicht nur schönere Konsolenspiele, sondern auch eine deutlich einfachere Entwicklung. Die grafischen Tricks der "Next Generation" werden dabei wie gehabt oftmals von sogenannten Middleware-Herstellern konzipiert. Das sind Software-Entwickler, die sich auf einzelne technische Aspekte fokussieren und ihre Lösungen gegen Lizenzgebühren den Spielstudios zur Verfügung stellen. Erfreut man sich als Spieler dann an verzaubernden Lichtspielen oder glaubwürdigen Physikeffekten, kann es gut sein, dass diese Technologien nicht vom Spielhersteller selbst, sondern von einem externen Spezialisten stammen.

Vom Start der neuen Spielkonsolengeneration erhoffen sich so auch die Middleware-Anbieter einen Aufschwung und preisen ihre Produkte zunehmend für Hersteller von PS4-Spielen an. Die Mehrheit dieser Programme ist aber plattformübergreifend einsetzbar und wird daher neben Sonys neuer Konsole wohl auch bei der nächsten Xbox und natürlich auch für PC zum Einsatz kommen. Was ihre Produkte leisten, können dank Demo-Videos auch Außenstehende begutachten.

Authentischer

Zu den bekanntesten Technologieanbietern gehören Dritthersteller von Game-Engines, also Entwicklungssoftware, die das Grundgerüst für Spiele stellen. Anstatt eine eigene, sehr aufwändige Engine programmieren zu müssen, können Studios alternativ so auf Drittherstellerprodukte setzen. Dazu gehören beispielsweise Epic Games "Unreal Engine" oder Cryteks "CryEngine" und die vor allem bei kleineren Studios beliebte "Unity Engine".

Zur Vorstellung der PS4 bekräftigte Epic seine Unterstützung und pries die Unreal Engine 4 als "Baukasten" für die Spiele der nächsten Generation an. Dank größerer Hardwareressourcen würden die Werke von morgen vor allem beeindruckendere Licht- und Partikeleffekte zum Besten bringen. "Die Unreal Engine 4 wurde von Grund auf so entwickelt, dass sie die Hardware der nächsten Generation voll ausnutzen kann", betont Epic-CEO Tim Sweeney.

Es werde Licht

Daneben gibt es zahlreiche Spezialisten, die sich auf einzelne Aspekte der Virtualität konzentrieren. Geomerics etwa zaubert mit der Belichtungssoftware Enlighten bereits realistische Licht- und Schattenspiele in "Battlefield 3" und verspricht sich von der Hardware der PS4 einen großen Sprung nach vorne. "Die PS4 repräsentiert vielleicht die größte Weiterentwicklung, den wir bei einer neuen Konsolengeneration gesehen haben. Zumindest in jenen zwei Bereichen, die Grafikentwickler am meisten beschäftigen - Speicher und GPU-Leistung", so Geomerics-Gründer Chris Doran. Neben schöneren Bildern verspricht sich Doran dadurch mehr Möglichkeiten die Atmosphäre in Spielen zu verdichten. 

Phsyikexperimente

Ihre Physiksimulationssoftware haben auch Havok und Nvidia für die PS4 optimiert. Dadurch sollen Spielwelten den Gesetzen der Physik gehorchen und die Kollisionen von Objekten realistischer berechnen. "Die technischen Eigenschaften der PlayStation 4 erlauben uns, mit unseren Technologien zu neuen Grenzen vorzustoßen", hieß es von Seiten Havoks im Rahmen der PS4-Präsentation. Zur Demonstration zeigte man eine Echtzeitanwendung, bei der eine Million herunterfallende Objekte physikalisch korrekt berechnet wurden.

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Animation

Im Zusammenspiel mit modernen Physikengines wollen Animationswerkzeuge wie Morpheme 4 (im Bild) die Bewegungen von Spielcharakteren natürlicher gestalten. Morpheme bietet überdies die Integration von Systemen zur künstlichen Intelligenz (KI) an.

XaitControl bietet wiederum eine vollständige KI-Technologie und hilft Entwicklern das Verhalten der computergesteuerten Akteure lebensnaher zu gestalten.

Im Hintergrund

FaceFX ermöglicht es, die Lippenbewegungen von Charakteren mit Sprachaufzeichnungen zu synchronisieren. Daneben gibt es zahlreiche Programme, die die Prozesse im Hintergrund optimieren. Bitsquid (PDF) etwa sollen helfen, die Mehrkernarchitektur der neuen Konsolen auszunutzen. Substance Engine reduziert hingegen die Texturgrößen und steigert dadurch die Leistung.

Denn neben opulenteren Spektakeln hat bei steigenden Produktionskosten die Beschleunigung und Vereinfachung des Entwicklungsprozesses oberste Priorität - nicht nur bei Sonys PS4. Middleware kann hier helfen, technische Hürden effizienter zu nehmen.

Welche inszenatorische Qualität man sich von der ersten Generation der PS4-Spiele erwarten kann, demonstrierte vor allem das Spiel "Killzone: Shadow Fall". Mehr Effekte, schönere Animationen, intensivere Gefechte. Offen bleibt jedoch, ob die neuen Technologien auch bessere Spiele hervorbringen können. Denn für eine spannende Spielidee werden Designer sich wohl auch in Zukunft auf ihre Kreativität verlassen müssen. (zw, derStandard.at, 20.3.2013)