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Skitourengeher sind im Handel gern gesehen. Mit ihnen ist weit mehr zu verdienen als mit klassischen Wintersportlern.

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Wien - "Nennen Sie mir einen reinen Onlinehändler, der Geld verdient. Dass der Versand über das Internet nichts kostet, ist ein Riesenirrtum." Alfred Eichblatt, Chef der Sporthandelskette Hervis, bezweifelt, dass Webanbieter seiner Branche den Rang ablaufen.

Deutlich mehr als zehn Prozent des Sportbedarfs werden mittlerweile online geordert, mit steigender Tendenz, schätzen Marktforscher wie Regioplan. Die Handelslandschaft ändere sich, sagt Eichblatt. Abstriche bei der Expansion werde er dennoch keine machen. Es sei ein Nebeneinander, die Verschränkung biete hohes Potenzial.

Österreichs Sporthändler treten seit zwei Jahren auf der Stelle und rangeln sich dabei um ein Umsatzvolumen von gut zwei Milliarden Euro. Marktführer Sport Eybl & Sports Experts sucht nach Verlusten einen Investor, den er Branchenkennern zufolge in der deutschen Intersport oder der französischen Decathlon zu finden hofft. Erstere hält sich zu entsprechenden Spekulationen bedeckt.

Ins Minus

Gigasport riss sein Grazer Mutterunternehmen Kastner & Öhler 2011/12 zum zweiten Mal in Folge ins Minus. Der Rückzug aus der Slowakei und Tschechien führte laut Bilanz zu einem negativen Betriebserfolg von 9,3 Millionen Euro. Heuer soll die Rückkehr in die Gewinnzone gelingen, neuer Partner für den Einkauf ist Sport 2000.

Hervis hat sich mit einer Übernahme von Eybl nicht beschäftigt, sagt Hans K. Reisch, Vorstand des Mutterkonzerns Spar. "Keiner ist auf uns zugekommen." Wäre dem so, würde man alle Optionen prüfen. Dass auch Hervis schon finanziell bessere Zeiten erlebt hat, wie Marktbeobachter anmerken, lässt Reisch nicht gelten. Allen Unkenrufen zum Trotz sei das Unternehmen gut unterwegs. Die Gewinne seien seit Jahren im zweistelligen Millionenbereich. Bis auf Ungarn sei man in allen Ländern im Plus.

In der Bilanz 2011 weist Hervis Österreich ohne Osteuropa ein Ergebnis von zehn Millionen Euro aus, 2009 waren es knapp 14 Millionen. Der Umsatz ist hierzulande im Vorjahr nach eigenen Angaben entgegen dem Branchentrend leicht gestiegen. Osteuropa eingerechnet sei er geringfügig auf brutto 441 Millionen Euro gesunken.

"Kein Krisenland"

In Ungarn ist Hervis mit 29 Filialen die Nummer zwei und fährt dort seit 2009 Verluste ein. Zwei Prozent des Umsatzes fließen in die Krisensteuer, erzählt Reisch, was einen Strich durch die Rechnung gemacht habe. Die Extra-Abgabe werde 2013 aber obsolet, das habe Regierungschef Viktor Orbán dem Handel signalisiert. Von einem Krisenland will Reisch dennoch nicht sprechen. "Wir haben uns in Ungarn in den Jahren zuvor gute Dividenden geholt."

Hervis hat im Vorjahr acht neue Filialen eröffnet. Vier kommen in Österreich heuer hinzu, eine startet im April in Wien Mitte. Die Bedeutung des Wintergeschäfts für den Sporthandel nimmt aufgrund sinkender Skiverkäufe seit Jahren ab, sagt Eichblatt. Gute Margen erzielt die Branche aber mit Tourengehern, die für ihre Ausrüstung, von Harscheisen bis Airbag-Rucksäcken, immer mehr Geld im Handel liegen lassen. Hervis verkauft an einzelnen Standorten mittlerweile mehr Touren- als Alpinski.

Insgesamt bleibt der Preisdruck hoch. Dass steigende Lohnkosten in Fernost Sportartikel verteuern, glaubt Eichblatt nicht. Produzenten verlagerten Werke aber zurück nach Europa. 2002 etwa seien hier nur rund zehn Prozent der Räder erzeugt worden - heute lieferten Länder wie Frankreich, Bulgarien und Polen mehr als die Hälfte. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 20.3.2013)