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Tipps für den richtigen Umgang mit Kompost
1. Junger Kompost ist "scharf". Sparsam in Beeten und Trögen ausbringen.
2. Großes Geäst sollte nur zerkleinert auf dem Komposthaufen landen.
3. Planen Sie voraus: Der beste Kompost reift langsam wie Rotwein.
Das gute alte Edaphon. Wer hier an ein Mobiltelefon denkt, irrt oder schwänzte die Schule. Das Edaphon meint die Gesamtheit der Bodenorganismen und betreibt Stoffwechsel. Wenn der Stoff gewechselt ist, freut sich der Gärtner. Er erntet dann Humus. Aber langsam, was hat das mit gutem Rotwein zu tun?
Nun, die Antwort liegt auf der Hand: Humus und Rotwein wollen gereift konsumiert werden. Zu früh der Bestimmung zugeführt, sorgen beide für Verdruss. Doch wie reift Humus? Gehen wir einmal ein wenig in der Genese zurück und blicken auf die Ausgangsmaterialien.
Da finden wir abgeschnittenen Rasen, ausgerissene Mutterkrautstauden, wuchernde Sonnenblumen, Flieder- und Forsythienrückschnitte, pflanzliche Küchenreste und vom Winter ermordete Rosen nebst anderen Verblichenen, die sich weiterzuleben geweigert haben. Da steht man dann davor und wartet, dass daraus Humus wird. Eine Frage der Geduld.
Geduldsspiel
Ungeduldige häckseln die Ausgangsmaterialien möglichst klein. Sie möchten erreichen, dass die mikroskopisch kleinen Lebewesen möglichst viel Oberfläche für ihre Arbeit vorfinden. Und sie wollen, dass dadurch das Material stets feucht bleibt. Denn das beschleunigt das Verrotten des Ausgangsmaterials.
Noch Ungeduldigere besitzen einen Turbothermokomposter – wie es auch die Industrie vorzeigt. Diese Komposter kapseln ihren Inhalt nach außen hin ab, sorgen so für konstante Feuchtigkeit und schaffen es, dass durch intensiven, aeroben Abbauprozess die Temperatur im Material auf bis zu 60 Grad Celsius ansteigt. Dabei sterben Unkrautsamen ab, aber auch die hitzeempfindlichen Helferlein geben dann den Geist auf. Die Temperatur sinkt wieder ab, und es bleibt ein unreifer Frischkompost über. Genau hier setzt der geduldige Gärtner auf den Faktor Zeit und wartet, dass sich im Laufe der Nachrotte das Kompostgut biologisch stabilisiert – am besten am offenen Komposthaufen.
Nach mehreren Wochen kann man dann reifen Humus aus dem Kompost heraussieben, im Garten als perfektes Nährmaterial für den Boden und somit auch für die Pflanzen ausbringen. Der erste einsetzbare Kompost ist der Rohkompost. Nach drei bis fünf Monaten lässt er sich zum oberflächlichen Bodenverbessern und Düngen von sogenannten Starkzehrern, also nährstoffhungrigen Pflanzen, einsetzen. Er impft quasi den Boden an.
"Scharfer" junger Kompost
Nach einem Jahr des Vor-sich-hin-Kompostierens ohne Turbo und Thermo sollte im Regelfall jeder Kompost reif sein. Dieser Reifekompost muss noch gesiebt werden, damit man den Humus von den noch nicht durchkompostierten, gröberen Teilen trennen kann. Aber Vorsicht, junger Kompost ist "scharf"! Man kann damit auch Pflanzentröge für Jahre töten, wenn man zu viel davon ausbringt. Fragen Sie einmal den Autor dieser Zeilen ... Eine einen Zentimeter dünne Auflage auf den Beeten sollte also vollkommen reichen. Diese kann man dann ein wenig einarbeiten, der Boden und die Pflanzen werden es Ihnen danken.
Wienern, denen das alles zu mühsam ist und die gerne das Pendant zu gereiftem Rotwein aus der Flasche beziehen, sei folgender Tipp ins Poesiealbum geschrieben: Die Wiener Mistplätze der Magistratsabteilung 48 (Ausnahmen sind die Grasberggasse und die Kendlerstraße) stellen Gartlerinnen und Gärtnern bis zu zwei Kubikmeter feinsten, wunderbar gereiften Kompost aus der Lobau gratis bei Selbstabholung zur Verfügung.
Warum, fragt man sich nur, macht das die Gemeinde nicht auch mit gut gereiften Rotweinen, noch dazu bei diesem Bürgermeister? (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 22.3.2013)