Das Thema Klimawandel ist nun auch in der österreichischen Winzerschaft angekommen. Das machen die Vorträge bei der Fachtagung "Önologisch XII" der Renommierten Weingüter Burgenland deutlich - früher wurden Klimabeobachtungen gern als Einzelwahrnehmungen eingestuft, um sie dann zu ignorieren.
Bestätigt wird unter anderem, dass was in Volkes Mund "Übergangszeit" geheißen hat, schlicht wegfällt: Der Winter geht nicht nur nach Winzerempfinden direttissima in den Sommer über. Herbert Formayer vom Institut für Meteorologie & Zentrum für globalen Wandel und Nachhaltigkeit belegt, dass die auffallendsten Temperatursteigerungen und Niederschlagsänderungen in den Monaten April bis Juni stattfanden. Ein weiteres Indiz sind die Lesezeiten, die generell zwei, drei Wochen vorgerückt sind. War es zum Beispiel früher in Rust der Oktober, wie Hans Feiler, Senior am Weingut Feiler-Artinger, erzählt, so beginnt man aktuell Ende August, Anfang September, und zwar regelmäßig, nicht nur in Ausnahmejahren.
Auf Veränderungen reagieren
Dass Österreich dabei als Weinbaugebiet einer kühleren Zone noch länger etwas besser wegkommen wird, beruhigt nicht wirklich. Denn die leicht erhöhten Temperaturen in der Atmosphäre, so Formayer, stehen bereits heute in direktem Zusammenhang mit extremen Wetterlagen, etwa Hagelstürmen in Zeiten, in denen Hagel kein Thema sein sollte. Oder der Konzentration von Niederschlägen auf einige wenige Monate, während sie früher übers Jahr verteilt waren. Es kann zwar auch bedeuten, dass es in einem Jahrzehnt weniger zu kühle Jahrgänge mit Reifeproblemen geben wird, was ja wieder positiv wäre. In kühleren Gebieten besteht auch die Möglichkeit, auf Sorten umzusteigen, die diese Veränderungen besser vertragen.
Werden wir nun für einen guten Riesling nach Norwegen fahren müssen, während die Vinea Wachau ihr Steinfeder-Federspiel-Smaragd-Systeme für Rotwein adaptiert und in der Pannobile-Cuvée in Gols ein Pflichtanteil Grenache drinnen ist, eine Sorte, die zurzeit in Südfrankreich und Nordspanien hervorragende Weine hervorbringt? Wahrscheinlich werden wir das nicht mehr erleben. Und genau das ist das Problem: dass der Mensch diese kleinen Änderungen, die eine Lawine von Folgen nach sich ziehen, nicht und schon gar nicht als Bedrohung wahrnimmt und daher kaum darauf reagiert. (Luzia Schrampf, Rondo, DER STANDARD, 22.3.2013)