Wien/Kopenhagen/Stockholm - Entscheidend in der Bekämpfung der Tuberkulose sind möglichst frühe Diagnose und die Therapie bis zur völligen Ausheilung. Die richtige Behandlung der Tuberkulose wirkt damit auch der Entstehung resistenter Formen (mehrfach resistente und extensiv resistente Tuberkulose wie MDR-TB oder XDR-TB) entgegen, die sich zu einer Bedrohung für die öffentliche Gesundheit entwickeln könnten, warnen Experten.

Rund 78.000 Menschen erkranken in der Europäischen Region der WHO jährlich an M/XDR-TB. Zudem liegen in der Europäischen Region mehr als die Hälfte der Länder mit den weltweit höchsten M/XDR-TB-Raten. In der EU und im EWR gehen die Fallzahlen leicht zurück, doch ist die M/XDR-Tuberkulose insbesondere unter Patienten in den drei baltischen Ländern noch prävalent, heißt es in der aktuellen Darstellung der Problematik durch WHO und ECDC. In Österreich wurden 2011 laut AGES 20 solcher Erkrankungen registriert, 2010 insgesamt 16 und 2009 schließlich 22 Fälle. Die Situation ist damit hierzulande weitgehend stabil geblieben.

Lange Therapiedauer und hohe Kosten

Das Problem liegt darin, dass weniger als 50 Prozent der Patienten mit diagnostizierter MDR-TB erfolgreich behandelt werden. Die Therapie von M/XDR-TB-Patienten dauert länger, kostet ein Hundertfaches und bringt häufigere und schwerere Nebenwirkungen mit sich als die Behandlung einer gewöhnlichen Tuberkulose. Eine an Tuberkulose oder M/XDR-TB erkrankte Person, die nicht behandelt wird, kann jedes Jahr zehn bis 15 weitere Personen anstecken, von denen etwa zehn Prozent früher oder später ebenfalls erkranken.

Eine Diagnostizierung von 85 Prozent aller Fälle sowie ein Behandlungserfolg in mindestens 75 Prozent dieser Fälle sind zentrale Ziele des konsolidierten Aktionsplans der WHO gegen M/XDR-TB, den die Mitgliedstaaten der Europäischen Region im Jahr 2011 gebilligt haben. Der Plan unterstreicht auch die Bedeutung des Schritts weg von der stationären und hin zur ambulanten Versorgung, wodurch das Risiko von Infektionen im Krankenhaus und die psychologische Belastung für die Patienten verringert werden sollen. Laut Prognosen ließen sich durch seine Verwirklichung 120.000 Menschenleben retten und etwas mehr als 9 Milliarden Euro einsparen.

In Europa ging zwischen 2002 und 2011 die Lungentuberkulose - die häufigste Erkrankungsform - zurück. Der Anteil der Kranken, bei denen die Infektion andere Organe betraf, stieg aber von 16 auf 22 Prozent. Da die Symptome dieser "extrapulmonalen" Tuberkuloseform oft nicht eindeutig sind beziehungsweise mit denen anderer Krankheiten verwechselt werden können, kommen die Ärzte leicht zu verspäteten oder fehlerhaften Diagnosen. (APA/red, derStandard.at, 20.3.2013)