Washington - US-Zentralbankchef Ben Bernanke sieht keine größeren Risiken durch die Zypern-Krise für die Wirtschaft und das Finanzsystem der Vereinigten Staaten. Derzeit seien die Auswirkungen auf die Märkte trotz der "Unsicherheiten und Schwierigkeiten" rund um das Rettungspaket für den Eurostaat gering, sagte Bernanke am Mittwoch in Washington. Die US-Notenbank Federal Reserve blieb bei ihrer sehr lockeren Geldpolitik.

Die Fed erklärte am Mittwoch nach einer zweitägigen Sitzung ihres Offenmarktausschusses wie erwartet, den Leitzins bei null bis 0,25 Prozent zu belassen. Die Programme zum Aufkauf von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren in Höhe von 85 Milliarden Dollar (65,6 Mrd. Euro), mit denen die Zinsen weiter gedrückt werden sollen, setzt die Zentralbank den Angaben zufolge ebenfalls fort.

Ihre Wachstumsprognose für die USA korrigierte die Fed leicht nach unten. Die größte Volkswirtschaft der Welt wird demnach in diesem Jahr um 2,3 bis 2,8 Prozent zulegen. Bisher war die Fed von einem Wachstum von bis zu drei Prozent ausgegangen. Für das kommende Jahr prognostiziert die Zentralbank ein Wachstum von 2,9 bis 3,4 Prozent. Die Arbeitslosenquote könnte den Angaben zufolge bis Ende 2014 um einen Prozentpunkt auf 6,7 Prozent sinken.

Mit ihrer Politik des günstigen Geldes versucht die Notenbank seit Ende 2008, gegen die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise anzukämpfen. Die Fed hat die äußerst niedrigen Zinssätze dabei an die Lage auf dem Arbeitsmarkt gekoppelt. Das Zinsniveau soll demnach bei nahe Null verharren, bis die Arbeitslosenquote auf 6,5 Prozent sinkt. Damit ist nach den neuen Vorhersagen der Fed erst im Jahr 2015 zu rechnen. Die Niedrigstzinsen seien noch für eine "beträchtliche Zeit" geboten, hieß es in der Erklärung. Einen Anstieg der Inflationsrate befürchtete die Notenbank unterdessen nicht.

Während Bernanke die Gefahren der Zypern-Krise für begrenzt hielt, warnte der Zentralbankchef vor den Folgen der massiven Haushaltskürzungen in den USA. Diese würden die Konjunktur und den Arbeitsmarkt "in den kommenden Monaten" schwächen, sagte er in einer Pressekonferenz.

Präsident Barack Obama hatte zum 1. März ein drakonisches Spargesetz in Kraft gesetzt, nachdem die Verhandlungen mit den Republikanern über einen neuen Haushaltskompromiss gescheitert waren. Alleine bis zum Ende des Haushaltsjahres 2013 im September müssen quer durch alle Ressorts 85 Milliarden Dollar eingespart werden. In den kommenden zehn Jahren sieht das Gesetz automatische Kürzungen der Ausgaben um insgesamt 1,2 Billionen Dollar vor. (APA, 20.3.2013)