130 Betten, aber zu wenige Duschen: Das Burgenland wirft sein Altenmarkter Haus auf den Markt.

Foto: LJR Burgenland

Altenmarkt/Eisenstadt - Vor 35 Jahren war die Welt noch eine andere. Mag sein, eine etwas bescheidenere, in der niemand die Nase rümpfte, dass jungen Menschen pro Stockwerk nur eine Dusche zur Verfügung stand. Was damals zählte, war die Möglichkeit, die Kinder in die Berge zu schicken. Die Burgenländer schickten sie in den Salzburger Pongau, wo sich Generationen im Skifahren geübt haben.

Ende einer Ära

Nach Ostern geht in Altenmarkt diese pannonische Ära zu Ende. Das 1978 errichtete Haus Burgenland, ein Landes-Jugendheim, steht zum Verkauf. Altenmarkts VP-Bürgermeister Rupert Winter hat Verständnis dafür: "Es ist schwer zu argumentieren, dass die Burgenländer in Salzburg investieren".

Das aber wäre unumgänglich in dem 130-Betten-Haus. Burgenlands Jugendreferent, der schwarze Landeshauptmannstellvertreter Franz Steindl, spricht von "einigen Millionen Euro, die wir in die Hand nehmen müssten".

Käufer gesucht

Die Landes-Immobiliengesellschaft sucht deshalb einen Käufer oder Pächter, der immerhin mit einem fixen Kundenstock rechnen könnte. Steindl: "Die burgenländische Skiwoche wird es jedenfalls weiterhin geben." Vor acht Jahren hat das Land um rund eine halbe Million teilsaniert. Die Burgenländer sind jedenfalls zuversichtlich, einen Interessenten zu finden. Die ÖHT, die Österreichische Hotel- und Tourismusbank, sucht jedenfalls schon.

Altenmarkts Bürgermeister wünscht sich einen touristischen Betreiber. Winter befürchtet sonst weitere Wohnungen, die nur als Zweitwohnsitze dienen. In den vergangenen Jahren seien in Altenmarkt rund 200 relativ teure Wohnungen gebaut worden. "Die Zusagen der Burgenländer, dass man mit dem Haus Burgenland sorgsam umgeht, haben wir." Allerdings kein Versprechen. "Eine touristische Nutzung wäre auch unser Ziel", sagt Franz Steindl, "aber was ein Käufer letztlich daraus macht, ist seine Sache."

Bisschen Wehmut

Interessenten, so hört man, gebe es bereits. Nach Ostern könnte der Betreiberwechsel also rasch gehen, schließlich haben auch die Burgenländer Interesse daran, dass ihr altes Haus im nächsten Winter wieder einsatzbereit ist.

Ein bisschen Wehmut klingt da wie dort schon durch. Seit 1978 vermerkten die Meldebücher 740.000 Nächtigungen im Landesjugendheim. Jeder dritte Burgenländer war - statistisch gesehen - schon in dieser Herberge, die zwei so unterschiedliche Bundesländer einander nähergerückt hat. "Wir sind die Burgenländer so gewohnt", sagt Rupert Winter, "es haben sich viele Bekanntschaften und Freundschaften entwickelt."

Sechs Landesbedienstete

Und - nicht zu vergessen - Arbeitsplätze. Die sechs Beschäftigten sind burgenländische Landesbedienstete. Die Weiterbeschäftigung wäre mit einem Ortswechsel verbunden, was der eine oder die andere tatsächlich in Erwägung zieht. "Wegen der anderen", heißt es aus dem Büro Steindl, " haben wir die Salzburger Landesregierung wegen einer allfälligen Übernahme kontaktiert." Aber dort ist das pannonische Altenmarkt klarerweise nur ein Problem unter "ferner liefen". (Stefanie Ruep/Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, 21.3.2013)