Die Insel im östlichen Mittelmeer, die jetzt um das finanzielle Überleben ringt, befand sich vor eineinhalb Jahren kurzzeitig schon einmal in einer Art Rauschzustand. Es war ein Gasfund, der die Zyprer - Politiker wie einfache Bevölkerung - Ende 2011 entzückt hat.

Die US-Firma Nobel Energy hatte im Auftrag der griechischen Zyprer nach Energievorkommen gebohrt und einen Riesenfund gemeldet. Das in den Tiefen des Mittelmeers vermutete Gas rückt jetzt neuerlich in den Blickpunkt.

Diesmal geht es allerdings nüchterner zu. Am Sonntag hatte Präsident Nicos Anastasiades vorgeschlagen, Kunden von Banken, denen man eine Zwangsabgabe aufoktroyieren wollte, mit Aktien der Banken zu entschädigen. Diese Anteilsscheine, so die Überlegung, könnten durch künftige Einnahmen aus dem Verkauf von Erdgas garantiert werden. Das ist inzwischen hinfällig, weil die Zwangsabgabe durch das Negativvotum des Parlaments in Nikosia vom Tisch ist - vorerst zumindest.

Absicherung für Milliardenkredite

Alternativ wird diskutiert, mit den Gasreserven neue Milliardenkredite abzusichern bzw. Rechte am Fund gegen Cash abzutreten. Erster Anwärter darauf: der kremlnahe Energiegigant Gasprom. Hypothetisch sei das denkbar, sagte Russland-Experte Gerhard Mangott dem Standard. Allerdings wäre eine Entwicklung erst ab 2017 möglich, frühestens ab 2019 wäre das Gas dann exportfähig. Ob sich das für die Russen rechnet, sei "mehr als ungewiss".

Die Förderung des Gases im Süden der Insel (siehe Grafik) ist darüber hinaus mit vielen Wenn und Aber befrachtet. Die Vorkommen liegen in gut 200 Metern Wassertiefe, wo eine Förderung als anspruchsvoll und sehr riskant gilt.

Anspruch auf Teile des Gases erhebt auch die Türkei. Als Reaktion auf die Gaserkundungen der griechischen Zyprioten hat die Regierung in Ankara vor geraumer Zeit mit dem türkischen Norden Zyperns ein Abkommen über den Verlauf des Kontinentalsockels unterzeichnet. Es soll einer eigenen Erschließung den Weg bereiten. Außerdem ist fraglich, wie viel Gas tatsächlich im Meeresboden lagert. Noble Energy hat den Fund seinerzeit auf 180 bis 285 Milliarden Kubikmeter taxiert.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnt. Explorationsfirmen hätten erfahrungsgemäß ein Interesse an möglichst hohen Werten und würden daher gern "großzügig" rechnen. (Günther Strobl, DER STANDARD, 21.3.2013)