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Ein burkinischer Soldat vor einem zerstörten Jeep in Mali. Die Beteiligung an der Militäraktion sehen viele Burkinabe kritisch.

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Zunächst herrschte Erleichterung. Doch dass die Gefahr durch den Islamismus nach der französischen Intervention in Mali gebannt sei, das glaubt im benachbarten Burkina Faso kaum jemand. Im Gegenteil: "Die Menschen haben Angst vor einem großen Krieg in Westafrika", sagt eine Mitarbeiterin einer großen NGO in der Hauptstadt Ouagadougou.

Das Land, ein Schwerpunktgebiet der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit und unter den zehn ärmsten der Welt, galt bisher als ein Ort, in den Christen und Muslime, die mit rund 60 Prozent die Bevölkerungsmehrheit stellen, friedlich zusammenleben - auch deshalb, weil geteilte animistische Traditionen für eine gemeinsame Basis sorgen. Doch jüngst seien Risse in der Gesellschaft entstanden, sagt Séraphin Rouamba, der katholische Erzbischof der Diözese Koupéla im Osten der Hauptstadt. Mehr als eine Million Menschen leben dort, 230.000 sind katholisch. Beim Kirchenbau hätten früher oft auch Muslime geholfen, Steine zu tragen, in seiner eigenen Familie seien alle Religionen vertreten. Zuletzt hätten aber "äußere Einflüsse" zugenommen, bei Besuchen in Städten werde er nicht mehr von allen Bewohnern herzlich empfangen. "Vielleicht ist das der Anfang eines tiefgreifenden Wandels".

Mit den "äußeren Einflüssen" sind islamistischen Gruppen wie jene gemeint, die 2012 nach einer Tuareg-Rebellion die Kontrolle über den Nordteil des benachbarten Mali übernommen hatten.

Reisewarnung für Burkina Faso

Burkinas Präsident Blaise Compaoré versucht sich als Vermittler im Mali-Konflikt zu positionieren - ein Schritt, den viele Burkinabe kritisch sehen. Denn die Anwesenheit der Verhandler im Land, heißt es, habe auch dafür gesorgt, dass Angehörige dieser Gruppen im Land einsickern konnten.

Dass sich Burkina Faso nach dem Eingreifen der französischen Armee im Jänner auch mit 500 Soldaten an der Militärmission im Nachbarland beteiligt, habe die Unsicherheit weiter erhöht. Ausländer könnten zum Ziel werden, fürchtet man im Wiener Außenamt - daher hat man nach dem Eingreifen der Franzosen eine Reisewarnung ausgesprochen.

Männer aus Pakistan in Dörfern

Vor allem der Norden des Landes gilt als Risikogebiet. Mitarbeiter von NGOs berichten, dass sich dort in vielen Dörfern zuletzt Männer aus Pakistan und arabischen Ländern angesiedelt hätten.

Brigitte Bauchinger, eine von vier Österreichern, die sich ständig im Land aufhalten und Betreiberin eines österreichischen Restaurants in Ouagadougou, leitet mehrere Hilfsprojekte im Norden. Zuletzt habe sie sich aber nicht mehr getraut, diese auch zu besuchen, das Risiko sei zu groß. "Man redet jetzt darüber, seitdem Mali ausgebrochen ist. Ich glaube aber, die Infiltration war auch schon vorher schleichend da", sagt sie.

Im Bildungsministerium kann man dem Situation indes auch positive Seiten abgewinnen. Dass wegen der vielen malischen Flüchtlinge der bisher wenig beachtete Norden in den Fokus des NGOs geraten sei, habe geholfen, sagt die Abteilungsleiterin für primäre Bildung, Andrea Ouedraogo. Österreichische Hilfsorganisationen wie etwa Licht für die Welt, die in Burkina Faso Augenkliniken, Integrationsprojekte und Rehabilitationsprogramme unterstützen, konzentrieren den Großteil ihrer Aktivitäten dennoch vorerst auf sicherere Landesteile. (Manuel Escher, DER STANDARD, 21.3.2013)