Auf dem Schilthorn dreht sich das Bergrestaurant um die eigene Achse und noch immer alles um Bond. Im Juni wird hier auf knapp 3000 Meter ein 007-Spielplatz eröffnet.

Foto: Schilthornbahn

George Lazenby machte einiges anders als Bond: Im Piz Gloria begann er mit Après-Ski und fuhr erst danach talwärts.

Foto: Schilthornbahn

Anreise & Unterkunft

Internationale Züge verkehren bis Interlaken. Von dort geht es mit der Berner-Oberland-Bahn nach Lauterbrunnen; weiter mit der Schilthornbahn bis auf den Gipfel.

Unterkunft: zum Beispiel das Hotel Alpenruh in Mürren; weitere Infos bei Schweiz Tourismus: www.myswitzerland.com

Grafik: DER STANDARD

Die Szenen, in denen James Bond 1969 im spektakulären Haus Piz Gloria auf 2970 Meter Seehöhe die Welt rettet, sind bis heute präsent. Selbst nach 44 Jahren scheint sich am Schilthorn nicht nur dieses Schweizer Gipfelrestaurant unablässig um die eigene Achse zu drehen, sondern weiterhin alles um den berühmtesten Geheimagenten der Welt.

Auf den ersten Blick verwundert das. Der fällt nämlich auf die atemberaubende Swiss Skyline: Eiger, Mönch und Jungfrau liegen zum Greifen nah vor dem Panoramafenster. Und eine ganze Runde im Restaurant bringt mehr als 200 weitere Gipfel direkt an den Tisch. Wer braucht da schon Bond? Noch dazu George Lazenby, der in Im Geheimdienst Ihrer Majestät sein einziges 007-Gastspiel gab.

Das Haus mit dem schönsten Fernblick der Welt war im Film das Hauptquartier von Ultrabösewicht Ernst Stavro Blofeld (Telly Savalas). Von hier ging es in einer Maßstäbe setzenden, nie enden wollenden Skiverfolgungsjagd talwärts. Bond im Schnee - das ist bis heute dieser Gipfel, dieses Haus und dieser Blick auf die Schweizer Berge.

1968 war das Piz Gloria allerdings noch reine Filmkulisse. Als man Im Geheimdienst Ihrer Majestät in dem von Konrad Wolf entworfenen futuristischen Gebäude drehte, gab es hier kein 400-Plätze-Restaurant. 1963 hatten die Bauarbeiten begonnen, die Lage machte das Gebäude zur hochalpinen Pionierleistung. Doch die Schweizer wussten schon damals Synergien zu nutzen: Eon Productions, die Filmfirma von Albert R. Broccoli und Harry Saltzman, verpflichtete sich, das Innere des Piz Gloria so zu gestalten, dass man es danach weiterverwenden konnte. Den Filmnamen von Blofelds Palast behielt man: Die Schweizer bekamen die Marke Piz Gloria also samt globaler Promotion quasi geschenkt.

007-Kaffee im Seminarraum

Seither ist hier oben viel Schnee gefallen. Und das, was unter dem Namen Touristorama Bond-Fans vorgesetzt wird, die bis heute zum Drehort pilgern, um aus 007-Häferln Kaffee zu trinken, wirkt ein wenig peinlich: ein zehnminütiger, im Seminarraum auf eine - höflich gesagt - nostalgische Rollleinwand projizierter Zusammenschnitt bekannter Filmszenen; ein Dutzend Schautafeln mit Bildtexten, die erklären, dass hier Willy Bogner als rückwärts skifahrender Kameramann Filmgeschichte schrieb, und wie man Filmpuppen über Felskanten kippt.

Dass diese Art der Präsentation nicht mehr zeitgemäß ist, wissen auch die Betreiber der Schilthornbahn, die Passagiere von 1000 auf 3000 Meter zu 54 Pistenkilometern bringt. Das Skigebiet selbst ist auf der Höhe der Zeit - und das höchste im Berner Oberland. Wer abends nicht mehr ins Tal will, bleibt einfach heroben: Mürren liegt auf 1650 Metern an der Mittelstation der Schwebeseilbahn und ist im Winter absolut auto-, aber keineswegs bondfrei: Im Hotel Alpenruh läuft Im Geheimdienst Ihrer Majestät im Videokanal als Endlosschleife für all jene, die zu faul sind, zum Drehort einer weiteren Verfolgungsjagd zu pilgern: der bereits 1937 stillgelegten Mürrener Bobbahn.

Das Schilthorn inszeniert sich heute vor allem als Powder-Destination: Dass man hier wild im Gelände fahren kann, zeigten Stuntleute schon 1968 - wie man das überlebt, ist die Botschaft von heute. Es ist also kein Zufall, wenn Schweizer Alpinlables wie Mammut oder Movement just auf diesem Berg Lawinenverschüttetensuchgeräte, Lawinenairbags oder Tiefschneeski präsentieren.

Der 1960er-Jahre-Auftritt des Piz Gloria soll nun aber endgültig zum Schnee von gestern erklärt werden. Bis zum Start der sommerlichen Wander- und Klettersaison entsteht im Haus am Gipfel eine Bond-World, umgerechnet rund 650.000 Euro wird sie kosten. Statt der Ausrollleinwand kommt ein Bond-Kino. Aus dem Seminarsaal mit den Tafeln wird ein 400 Quadratmeter großer 007-Multimediabereich. Sogar die Skijagden bekommen ein neues Gesicht - im Wortsinn: Über Lazenbys Heldenmiene kann jeder das eigene Gesicht kopieren lassen. Und oben, auf der Panoramaplattform, die im Film als Hubschrauberlandeplatz dient, werden alle Bonds stehen - als Puppen.

Bei der Eröffnung des Bond-Spielplatzes am 28. Juni wird aber nur einer dabei sein: George Lazenby kehrt an den Ort seines größten Triumphes zurück. Denn um den 1939 geborenen Australier wurde es nach seinem einzigen Einsatz als Geheimagent ziemlich ruhig. Nur 1993 fiel er wieder auf - in sieben Emanuelle-Folgen neben Sylvia Kristel. Kein Vergleich zu 1969, als Lazenby der Welt den vielleicht schönsten Blick auf die Jungfrau zeigte. (Thomas Rottenberg , DER STANDARD, Rondo, 22.3.2013)