Eine Chemotherapie zur Krebsbekämpfung dauert viele Wochen und Monate und ist für die Patienten sowohl körperlich als auch psychisch sehr belastend. Eine neue App für iPhone und iPad - "Mein Gesundheitstagebuch" - soll dabei helfen, Symptome, Therapiewerte, Medikamenten-Einnahmetreue und Arztbesuche während einer Chemotherapie besser in den Griff zu bekommen.

Angeboten wird das Programm gratis von MSD Österreich, einer Tochter des US-Pharmakonzern Merck, Sharp und Dohme - man findet es auf der Internetseite http://www.msd.at/apps-fuer-patienten.

"Gesundheitstagebuch"

Das "Gesundheitstagebuch" ist nicht die erste App dieser Art von MSD. Seit dem vergangenen Sommer gibt es bereits ein Programm für HIV/AIDS-Patienten ("Mein positives Tagebuch") sowie andere Apps, die z.B. krankheitsspezifisch die Therapie von Rheuma oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen unterstützen. Die meisten davon gibt es für Apples iOS-Betriebssystem und für Android.

MSD-Geschäftsführerin Gabriele Grom sieht die Förderung der "health literacy" von Patienten als eines ihrer zentralen Ziele und setzt dabei auch auf Smartphones und Tablets, "um die Menschen dort zu erreichen, wo sie tatsächlich sind".

"Ich glaube, dass wir einen Riesenbeitrag leisten in Richtung Patientenwohl, medizinische und gesellschaftliche Weiterentwicklung, obwohl vielleicht manchmal unser Image nicht so positiv ist", sagte Grom, die auch im Vorstand der Branchenvertretung Pharmig sitzt, im Gespräch mit der APA. "Wir sind keine Pillenschacherer. Unser Beitrag geht weite über das klassische Medikamente- und Pillenverkaufen hinaus."

Dennoch macht Grom die Preisentwicklung bei Medikamenten ein wenig Sorgen. "Bis vor etwa drei Jahren ist der österreichische Pharmamarkt eigentlich sehr gut gewachsen, und zwar sicherlich um fünf bis acht Prozent jährlich." In den letzten Jahren sei es aber immer weniger geworden. "Im letzten Jahr zum Beispiel waren wir auf einem Wachstum um die zwei bis zweieinhalb Prozent. Wenn man da noch die Inflationsrate abzieht, dann haben wir in Österreich ein Negativwachstum im gesamten Pharmamarkt." Auch in den nächsten Jahren wird es ähnlich weitergehen, glaubt Grom.

"Auch die Generika-Preise in Österreich sind sehr, sehr rigoros nach unten geregelt."

Das Preisniveau sei in Österreich im Vergleich zu anderen EU-Ländern relativ niedrig, meint Grom. "Auch die Generika-Preise in Österreich sind sehr, sehr rigoros nach unten geregelt." Was die Branche zu spüren bekomme, sei auch das Auslaufen wichtiger Patente in den letzten Jahren. "Sehr viele neue Entwicklungen im Markt sind mehr in Spezialistenbereichen wie Hepatitis C." Das bringe, mit Ausnahme der Onkologie, nicht mehr so starke Umsätze wie die früheren "Blockbusters".

Bedenklich findet Grom, "dass der Zugang zu neuartigen Arzneimitteln sehr restriktiv gehandhabt wird". Die Preise würden "sehr genau angeschaut" und es gebe große Beschränkungen der Verschreibbarkeit, "sehr viele bürokratische Hürden werden da auferlegt, um überhaupt eine Erstattung zu bekommen".

Gabriele Grom ist seit April 2009 Geschäftsführerin von MSD Österreich, das zur Unternehmensgruppe des in 140 Ländern agierenden US-Konzerns Merck & Co., Inc. gehört. Im Unternehmen ist die gebürtige Deutsche und Mutter zweier Töchter seit 1995.

MSD Österreich ist nicht nur für den Verkauf zuständig, sondern betreibt hier auch Forschung und Entwicklung. "Österreich ist auch ein sehr wichtiger Standort für klinische Forschung, wir haben derzeit etwa 1.500 Patienten in verschiedensten klinischen Studien", sagte Grom. Im Bereich Humanmedizin, für den sie verantwortlich ist, setzt MSD in Österreich mit 200 Beschäftigten rund 150 Mio. Euro um. Davon völlig getrennt ist der Geschäftsbereich für Tierarzneimittel, der in Wien auch einen eigenen Produktionsstandort mit ebenfalls rund 200 Mitarbeitern hat. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 94.000 Leute und ist das drittgrößte der Branche. (APA, 22.3. 2013)