Xi Jinping und Wladimir Putin sprachen in Moskau von der dringenden Notwendigkeit einer gerechteren Weltordnung, von gutnachbarschaftlichen Beziehungen und einer neuen strategischen Allianz zwischen China und Russland. Das sind große, aber durchaus nicht leere Worte. Tatsächlich nähern sich beide Staaten aneinander an - durch pragmatische (Energie-)Interessenpolitik und die gemeinsame diplomatische Sache in Syrien, Iran oder Nordkorea. Es ist Peking wie Moskau außerdem nur recht, wenn Europa und die USA durch die neu propagierte Innigkeit ein wenig irritiert werden.

Schierer Kooperationswille allein vermag aber die evidenten Schwächen der "neuen Partnerschaft" nicht zu verdecken. Das schwierige Verhältnis zwischen Sowjetunion und Volksrepublik wirkt bis heute nach. Und die Russen fürchten weiter um ihre energiereichen, aber beinahe menschenleeren Gebiete im Fernen Osten, auf die 1,35 Milliarden Chinesen südlich des Amur blicken. Wegen der chinesischen Hegemoniebestrebungen hat zuletzt auch Moskau seine Flotte im Pazifik deutlich verstärkt.

Neben aller zähnefletschenden Herzlichkeit gibt es also Ressentiments und gelegentlich scharfe Konkurrenz im sinorussischen Verhältnis. Ein chinesischer Mikroblogger brachte das zuletzt so auf den Punkt: "Gebt uns unser Land zurück, ihr dürft dafür eure marxistisch-leninistische Ideologie wieder mitnehmen." (Christoph Prantner, DER STANDARD, 23./24.3.2013)