Mehr als 3.000 Besucher waren auf der Premiere der "WIM - Wiener Immobilienmesse". 

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Wien – Diversen Spekulationen, ob nun eine speziell auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Gewerbeimmobilienmesse der nicht mehr stattfindenden "Real Vienna" folgen könnte, kamen Branchenvertreter zuletzt kaum noch aus. Abseits der Gerüchteküche jedoch wurde vor rund einem Jahr begonnen, eine Spezialmesse für das regionale Wohnsegment in und um Wien auf die Beine zu stellen. Letztes Wochenende ist sie nun über die Bühne gegangen: die erste Wiener Immobilienmesse.

"Passende Plattform"

"Der Wiener Markt boomt zurzeit, und wir haben dafür nun die passende Messeplattform geschaffen", umreißt Matthias Limbeck, Geschäftsführer der Reed Exhibitions Messe Wien, kurz und bündig die Motivation zum neuen Messeformat. Die im März vom Maklerunternehmen Re/Max veröffentlichten Daten zu den letztjährigen Wohnungsverkäufen bestätigen seine Einschätzung: Der durchschnittliche Wohnungskaufpreis in Wien hatte demnach 163.030 Euro betragen, was einen Anstieg von 7,9 Prozent innerhalb eines Jahres bedeutet und – und das bei fallenden Verkaufszahlen. "Doch der Rückgang ist nicht auf eine geringere Nachfrage in diesem Segment zurückzuführen, sondern auf das knapper werdende Angebot", erklärt Re/Max-Austria-Chef Bernhard Reikersdorfer (siehe auch Artikel). Die Marktsituation sei ohne Übertreibung als hitzig einzustufen.

Entsprechend kaufmutig präsentierte sich das Publikum auf der Wiener Immobilienmesse: Die Beratungsgespräche gehen ohne lästiges Nachfragen seitens der Interessenten über die Bühne. Kein Preis scheint zu hoch gewählt – und das, obwohl die Summen, die hier aus erster Hand weitergegeben werden, mitunter stolze Ausmaße annehmen. Ob die genannte Kaufsumme mit einem Zweier, einem Dreier oder gar einem Vierer beginnt, scheint den Konsumenten nicht zu kümmern.

"Top-Segment geht auch ohne Messe gut"

Andreas Ridder, Chefanalyst bei CBRE, äußerte in einem Interview mit dem englischsprachigen Magazin IP Real Estate seine Bedenken: "Bei Top-Objekten muss die Frage nach dem richtigen Preis gestellt werden." Die Preise für Investoren seien insofern zu hoch, als von einer geschmälerten Renditeerwartung von unter zwei Prozent auszugehen sei.

Die Wiener Wohnbauträger und örtlichen Nachfrager kümmert das wenig. Am lokalen Finanzmarkt und an der hiesigen Wohnungsnachfrage scheint dieses Kalkül vorbeizugehen. Die Deba Wohnbau GmbH, ein Marktplayer, der vor allem auf die Errichtung von Apartmenthäusern in guten Lagen abzielt, steht dafür Pate. "Im Top-Segment geht der Absatz eigentlich auch ohne Messe gut", sagt Geschäftsführer Günther Schleifer. Am Messegelände hingegen würden vor allem jene Projekte promotet, die standortbedingt keine Selbstläufer seien.

Die Freude, ins viel zitierte "Betongold" zu investieren, geht über alle Kategorien: "Bei unserem aktuellen Projekt in Simmering sind vom Plan weg zwei Drittel der Wohnungen bereits verkauft", berichtet Ingrid Aufgebauer, Verkaufsberaterin bei Mischek. "Der Standort Mautner-Markhof-Gründe liegt vergleichsweise zentral, und die Wohnungskäufer schätzen den hohen Freiflächenanteil."

Keine Absatzprobleme

Beim Bauträger Flair spielt das Grün in der Anlage ebenfalls eine große Rolle, wenn auch mit höheren, weil idyllischen Ansprüchen. Über das sich derzeit in Bau befindliche Projekt Mauerbach sagt Verkaufsleiterin Helga Kauf auf Anfrage des STANDARD: "60 Prozent der Wohneinheiten sind bereits verkauft." Die Zahl der Restwohnungen wird auf einer Tafel leise angeprangert.

Konsterniert schreitet eine Pensionistin daran vorbei und wundert sich lautstark über die Kaufkraft der heutigen Generation. Sie selbst würde sich für eine kleine Wohnung in Wien interessieren, die sie als Nebenwohnsitz nutzen möchte, aber hier nicht findet: "Die kleinen Wohnungen sind als alle als Erste weg." Absatzprobleme scheinen der Branche momentan einfach fremd. (Peter Matzanetz, DER STANDARD, 23./24.3.2013)