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Bangui/Kinshasa/Brazzaville - Dreieinhalb Monate nach dem Beginn ihrer Offensive haben die Rebellen in der Zentralafrikanischen Republik die Hauptstadt Bangui übereinstimmenden Angaben zufolge unter ihre Kontrolle gebracht. Am Sonntagmorgen stürmten Kämpfer der Seleka den Präsidentenpalast, wie sie selbst bekannt gaben. Der Aufenthaltsort von Staatschef François Bozize war zunächst unbekannt.
"Es ist sicher, dass sie die Stadt eingenommen haben", sagte ein ranghoher Vertreter der Streitkräfte des Landes; die Aussagen wurden von einer Quelle bei den internationalen Truppen im Land bestätigt. "Wir haben den Präsidentenpalast eingenommen", sagte einer der Militärführer der Rebellen, Djouma Narkoyo, der Nachrichtenagentur AFP. Staatschef Francois Bozize sei "nicht dagewesen".
Verbleib von Bozize unklar
Bozize habe "in einem Hubschrauber des nationale Territorium verlassen", hieß es aus informierten Kreisen in Bangui. Unklar war jedoch, wohin sich Bozize abgesetzt haben könnte. Angeblich floh der Staatschef demnach über den Fluss Oubangui Richtung Zongo in das südliche Nachbarland Demokratische Republik Kongo.
Dem widersprach jedoch der Kommunikationsminister der Demokratischen Republik Kongo, Lambert Mende: Bozize habe nicht um Einreiseerlaubnis gebeten, "er ist hier nicht angekommen, er ist nicht angekündigt", sagte Mende, der zugleich Regierungssprecher ist. Das habe auch der Bürgermeister der Stadt Zongo in einem Telefonat bestätigt.
Auch der Außenminister der benachbarten Republik Kongo, Basile Ikouebe, dementierte, dass Bozize sich in seinem Land aufhalte. "Weder der Präsident noch ich wurden über seine Ankunft auf kongolesischem Boden informiert", sagte er in Oyo rund 400 Kilometer nördlich der Hauptstadt Brazzaville. In Oyo fand ein Regionalgipfel mit Vertretern der Republik Kongo, der Demokratischen Republik Kongo, Ugandas und Ruandas statt.
Berichte über Plünderungen in Bangui
Ein in Paris ansässiger Sprecher der Seleka-Rebellen sagte, die Aufständischen verteilten sich derzeit auf die gesamte Hauptstadt, um die Sicherheit zu gewährleisten und Plünderungen zu verhindern. Augenzeugen berichteten jedoch von zahlreichen Plünderungen in Bangui. Kriminelle, aber auch Rebellen und Ordnungskräfte beteiligten sich demnach an den Beutezügen durch Geschäfte und Privathäuser. "Wir haben Angst. Ich gehe nicht mehr raus, ich bleibe im Haus", sagte ein Einwohner im Stadtzentrum.
Paris rief alle Landsleute in dem Land auf, möglichst nicht mehr aus dem Haus zu gehen. Es leben heute noch etwa 1.200 Franzosen in dem krisengeschüttelten Land, die meisten davon in Bangui. Zugleich kündigte Frankreich an, keine weiteren Soldaten in die Zentralafrikanischen Republik schicken zu wollen. Frankreich hat in dem Land derzeit 250 Soldaten stationiert.
Frankreich hdiat e Rebellen nach ihrem Vorstoß zum Dialog mit der Regierung des Landes aufgerufen. Die Allparteienregierung Zentralafrikas sei das Ergebnis des Friedensabkommens von Libreville vom 11. Jänner, erklärte Staatspräsident Francois Hollande in einer Pressemitteilung am Sonntag. In dem Abkommen Anfang des Jahres hatten sich Vertreter des Präsidenten Francois Bozize und der Rebellenallianz Seleka in der Hauptstadt Gabuns unter anderem auf einen Waffenstillstand sowie die Bildung einer Übergangsregierung geeinigt. Später warfen die Rebellen dem Bozize-Clan jedoch vor, die Vereinbarungen gebrochen zu haben, und setzten ihre Offensive am Freitag fort. (APA, 24.3.2013)