Klare Formen und lang gezogene Baukörper prägen die Architektur des neuen Flughafens "Berlin Brandenburg Willy Brandt". Das Hamburger Architekturbüro gmp (Gerkan, Marg und Partner) gewann 1998 den Wettbewerb dazu und übernahm danach die technische Leitung der Planungsgemeinschaft zum Bau des Flughafens.

Foto: michael hierner/www.hierner.info

Seither hat sich vieles getan: Am 5. September 2006 erfolgte der Spatenstich, und am 30. Oktober 2011 hätte der Flughafen feierlich eröffnet werden sollen. Die geplanten Baukosten bis zu diesem Zeitpunkt: 1,7 Milliarden Euro.

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Doch wie so oft kommt es anders als geplant, und aus den damals geschätzten 1,7 Milliarden wurden inzwischen mehr als 4,5 Milliarden Euro. Auch die genannten Eröffnungstermine platzten mehrmals, und inzwischen traut sich niemand mehr, einen neuen Eröffnungstermin zu nennen.

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Dabei wirkt der Flughafen auf den ersten Blick so, als wäre er bereits fix und fertig. Beim zweiten Blick zeigt sich aber, dass nicht nur vereinzelt eine Schraube locker ist: Gröbere Planungsfehler machen eine Eröffnung zum jetzigen Zeitpunkt schlichtweg unmöglich.

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So soll das Dach unnötig komplex sein und auch die Brandschutzanlage große Probleme bereiten. Im Falle eines Brandes muss sie eine rauchfreie Schicht bilden und den Rauch je nach Umgebungswetter auf verschiedene Weise absaugen. Damit ist die Anlage in der Praxis jedoch völlig überfordert, ein teurer Umbau ist notwendig.

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Und die insgesamt etwa 40.000 Mängel lassen den Eröffnungstermin erst recht in weite Ferne rücken. Der Fairness halber sei erwähnt, dass so manche Verzögerungen auch dadurch entstanden sind, dass bereits getroffene Entscheidungen verworfen und neue Anforderungen, etwa zusätzliche Flugsteige und mehr Flächen für Restaurants, während des Baus umgesetzt werden mussten.

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Das daraus resultierende Debakel schadet inzwischen nicht nur den verantwortlichen Politikern, etwa Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit, sondern trifft auch Firmen, die bereits seit Juni 2012 startklar sind und schon Mitarbeiter eingestellt hatten. Und so fehlt in den 322 Zimmern des Steigenberger-Airport-Hotels eigentlich nur noch eines: die Gäste.

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Aber statt der Gäste verirren sich höchstens schaulustige Bürger zum Flughafen. Sie wollen sehen, wohin ihr Steuergeld geflossen ist. Nach einem kurzen Rundgang entlang der Bauzäune treten sie dann über die vollkommen leere Autobahn wieder ihren Rückweg an.

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Um zwei Euro Eintritt kann die Flughafenbaustelle vom 32 Meter hohen Info-Tower aus betrachtet werden. Von seinem Dach lässt sich auch ein guter Blick auf den alten Flughafen Berlin-Schönefeld werfen, der ebenso wie der Flughafen Tegel eigentlich schon längst Geschichte sein sollte.

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Die Hoffnung ruht nun auf Hartmut Mehdorn, der im März das Ruder der Flughafen GmbH übernommen hat. Der ehemalige Air-Berlin- und Deutsche-Bahn-Chef soll dafür sorgen, dass aus dem derzeitigen Geisterflughafen letztendlich doch noch der größte Flughafen Deutschlands wird. (Michael Hierner, derStandard.at, 25.3.2013)

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