Die Midlife Crisis ist doch nur eine Erfindung. Und das Leben in Wahrheit eine Folge von sich ständig neu zusammenbrauenden Krisen - ob man nun 17 Jahre alt geworden ist oder frischgebackene 71. Aber dann haben im Vorjahr Wissenschafter herausgefunden, dass es die Midlife Crisis sogar bei Affen gibt, dass sie also biologisch dingfest zu machen ist. 508 Primaten, beheimatet zwischen Japan und Kanada, zeigten sich ausgerechnet zur Lebensmitte hin tatsächlich übermäßig unglücklich (protokolliert von ihren Tierpflegern).

Die Krise ist also existent - und das Fernsehen legt jetzt ein Schäuflein nach. Gleich zwei Sender teilen sich diese Woche einen Schwerpunkt zur Midlife Crisis. Bis zum Osterwochenende haben Arte und SWR Sendungen zum Thema "40plus - Jetzt oder nie!" im Programm. Männer zwischen 40 und 55 Jahren bekannten sich in der Doku "Mann sein auf halber Strecke" (Arte, Montagabend) zu heftigen Neuorientierungssehnsüchten, denen sie nachgegeben haben (jüngere Frau, Jobwechsel). Die typische Arte-Aufmachung - französelnde Akkordeonklänge und Comic-Interludien - lockerte die Interviews auf.

Der SWR präsentierte parallel eine recht ähnliche Doku: Promi-Männer wie Udo Walz und Thomas Ohrner gaben in "Ich krieg die Krise" an, dass sie neuerdings Yoga machen oder den Jakobsweg gegangen sind. Illustriert wurde das mit Filmszenen, zum Beispiel aus "Born to be wild".

So richtig klar wurde da wie dort nicht, was die Mittlebenskrise nun sein soll. Ein gemeinsamer Themenschwerpunkt hätte nahegelegt, in eine teure Doku zu investieren anstatt in zwei mediokre. Und ich glaube nach wie vor, den Affen ergeht es viel schlimmer. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 27.3.2013)