Rom/Washington - Die US-Studentin Amanda Knox und ihr Ex-Freund Raffaele Sollecito müssen nicht wieder ins Gefängnis, nachdem das Kassationsgericht in Rom am Dienstag ihren Freispruch im Prozess um den Mord an der britischen Austauschstudentin Meredith Kercher aufgehoben hat. Ein Antrag auf Verhaftung könnten die Staatsanwälte nur im Fall einer letztinstanzlichen Verurteilung einreichen. Da Knox und Sollecito im Oktober 2011 in Perugia zweitinstanzlich freigesprochen worden waren, bleiben sie auf freiem Fuß.

Berufungsverfahren nach dem Sommer

Nach Angaben der Rechtsanwälte von Amanda Knox könnte das Berufungsverfahren nach dem Sommer beginnen. Innerhalb der nächsten 90 Tage muss die Urteilsbegründung des Kassationsgerichts veröffentlicht werden. Erst danach kann ein Termin für den Prozessbeginn bestimmt werden. Das Verfahren vor einem Schwurgericht in Florenz könnte in der zweiten Jahreshälfte 2013 beginnen, verlautete es aus Justizkreisen.

Laut Amandas Rechtsanwalt Carlo Della Vedova könnte seine Mandantin lediglich nach Italien ausgeliefert werden, wenn sie beim Berufungsprozess in Florenz für den Mord an Meredith Kercher für schuldig erklärt und dieses Urteil vom Kassationsgericht letztinstanzlich bestätigt würde. Die USA müssten in diesem Fall beschließen, ob sie Knox an Italien ausliefern wollen.

Auslieferungsabkommen seit 1983

Zwischen Italien und den USA besteht seit Oktober 1983 ein Auslieferungsabkommen. Die italienischen Justizbehörden könnten sich jedoch mit den USA einigen und Amanda die Haftstrafe in ihrer Heimat absitzen lassen. Nach der erstinstanzlichen Verurteilung von 26 Jahren Haft hatte Knox bereits vier Jahre in Perugia hinter Gittern verbracht. Derzeit studiert sie in Washington an der Universität.

Unterdessen gilt auch für Raffaele Sollecito, dass er auf freiem Fuß bleibt, und zwar so lange, bis er vom Kassationsgericht in letzter Instanz zu einer Haftstrafe verurteilt wird. Sollecito, der erstinstanzlich zu 25 Jahren Haft verurteilt und dann freigesprochen worden war, studiert an der Universität in Verona.

Merediths Schwester Stephanie begrüßte indes den Beschluss des Kassationsgerichts. "In Merediths Namen muss man Klarheit über das schaffen, was sich in jener Nacht in Perugia abgespielt hat. Das ist alles, was wir jetzt für sie noch tun können", sagte Stephanie Kercher. (APA, 27.3.2013)