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Das neue Screeningverfahren soll eine hochempfindliche, quantifizierbare Mengenabschätzung der tierischen, pflanzlichen und mikrobiellen Inhaltsstoffe in Lebensmitteln liefern.

Foto: EPA/CAROLINE SEIDEL

Mainz - Nahezu alle Lebensmittel enthalten das Erbgut jener Tier- und Pflanzenarten, die als Zutaten verwendet wurden. Wissenschaftler vom Institut für Molekulargenetik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) haben nun ein neuartiges Screeningverfahren entwickelt, das eine hochempfindliche, quantifizierbare Mengenabschätzung der tierischen, pflanzlichen und mikrobiellen Inhaltsstoffe in Lebensmitteln ermöglicht. Dabei werden Techniken der DNA-Sequenzierung verwendet, die ansonsten in der Humangenetik zum Einsatz kommen, um die Erbinformation von Patienten aufzuklären. 

"Das Neue gegenüber herkömmlichen DNA-Nachweisverfahren wie der Polymerase-Kettenreaktion, kurz PCR, ist, dass wir über die bioinformatische Auswertung aller weltweit verfügbaren DNA-Daten von Organismen auch solche Arten entdecken können, die völlig unerwartet sind. Zudem können wir über ein einfaches digitales Auszählen von kurzen DNA-Schnipseln den Anteil einzelner Arten vermutlich noch genauer bestimmen als bisher", erklärt Molekulargenetiker Thomas Hankeln, der die Methode zusammen mit dem Bioinformatiker Bertil Schmidt entwickelt hat. 

Weitere Evaluierung notwendig

In Pilotstudien konnten die Wissenschaftler mit dem neuen DNA-Nachweis einen 1-prozentigen Anteil von Pferdfleisch aufspüren und die Menge nahezu exakt ermitteln. In einer zu Eichzwecken hergestellten Test-Wurst fanden die Mainzer Forscher sogar geringe DNA-Spuren von zugegebenem Senf, Lupine und Soja wieder, was auch im Hinblick auf Allergie-Tests interessant sein könnte. 

Die "All-Food-Seq"-Methode - wie das Verfahren von den Entwicklern genannt wird - wird von Experten der Lebensmittelüberwachung folgendermaßen kommentiert: "Dies ist eine sehr interessante Perspektive für die molekulare Rückverfolgbarkeit bei Lebensmitteln", so Hermann Broll vom Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin und René Köppel vom Kantonalen Labor Zürich. Die Methode der Mainzer soll nun im Vergleich zu konventionellen Nachweistechniken weiter validiert werden. (red, derStandard.at, 27.3.2013)