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Bulimie kann erfolgreich über Selbsthilfeprogramme im Buch oder im Internet behandelt werden - der Therapieerfolg ist fast so hoch wie bei Face-to-Face-Therapie.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

"Die Bulimia nervosa gilt als eine schambesetzte Erkrankung, was viele Betroffene daran hindert, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen", sagt Psychologin Gudrun Wagner von der Med-Uni Wien. Eine Alternative sind Selbsthilfeprogramme in Buchform oder im Internet, deren Therapieerfolg nun erstmals in einer Studie miteinander verglichen wurde.

Von der Diät zu krankhaftem Essverhalten

Am Beginn einer Bulimia nervosa steht oft eine Diät, aus der die überwiegend jungen Frauen in ein krankhaftes Essverhalten schlittern. Patienten mit Bulimia nervosa sind meist normalgewichtig, empfinden sich selbst aber als zu dick und versuchen daher, weniger zu essen.

"Das Diäthalten kann zu Heißhungerattacken führen, die Mädchen erleiden einen Kontrollverlust und essen ungehemmt. Als kompensatorische Maßnahmen  führen die jungen Frauen absichtlich Erbrechen herbei oder versuchen mit Hilfe von Abführmitteln der Gewichtszunahme entgegenzusteuern - ein Teufelskreis", so Wagner, die mit Andreas Karwautz die aktuelle Studie geleitet hat.

In der nun im British Journal of Psychiatry erschienenen Studie, die gemeinsam von der MedUni Wien und Parkland-Klinik in Bad Wildungen (Deutschland) durchgeführt wurde, wurde an 155 Patienten die Wirksamkeit der geleiteten Selbsthilfe über das von der Uniklinik Genf entwickelte Internet-Programm Salut BN mit dem mehrfach evaluierten Selbsthilfebuch "Die Bulimie besiegen" verglichen. 

Erfolgsquote gleich hoch

Zu Beginn der geleiteten Selbsthilfe via Internet oder Buch erfolgt eine psychiatrische Untersuchung und der Aufbau einer therapeutischen Beziehung mit einem Psychologen, der die Patienten bei der Bearbeitung des Selbsthilfeprogrammes unterstützt. Danach läuft alles auf elektronischem Weg.

Das Resultat des Vergleichs: Die Erfolgsquote ist gleich hoch. Unmittelbar nach der sieben Monate dauernden Selbsttherapie waren beim Internetprogramm 46 Prozent, beim Buch 48 Prozent der Patienten in Remission, das heißt, die Symptome hatten deutlich nachgelassen. Die Quote blieb auch bei der Follow-up-Untersuchung 18 Monate später stabil. Wagner: "Bei einer Face-to-Face-Therapie ist die Erfolgsrate ähnlich."

Die Selbsthilfeprogramme basieren auf Elementen aus der kognitiven Verhaltenstherapie und enthalten Module zu Motivation, Monitoring des krankhaften Essverhaltens und dessen Veränderung, Vermittlung von Problemlösungsstrategien, kognitive Umstrukturierung, Selbstbehauptungstraining und Rückfallprävention.

Viele Patienten, die nach dem Selbsthilfeprogramm noch eine ausgeprägte Symptomatik zeigten, begaben sich im Anschluss aus eigener Motivation in zusätzliche Psychotherapie: 41 Prozent jener, die via Internet betreut wurden, und 27 Prozent der Patienten, die mit dem Buch gearbeitet haben, nahmen eine anschließende Face-to-Face Therapie in Anspruch. (red, derStandard.at, 28.3.2013)