Die Forscher identifizierten mehr als 80 winzige DNA-Veränderungen, die über das Risiko für Prostata-, Eierstock- und Brustkrebs (im Bild eine Tumorzelle) Aufschluss geben.

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Die bisher größte Suche nach krebsauslösenden Erbgut-Fehlern hat Wissenschaftlern zufolge mehr als 80 winzige DNA-Veränderungen zutage gefördert, die bei der Ermittlung des individuellen Krebsrisikos helfen könnten. Die Ergebnisse, die die Anzahl der bekannten Erbgutveränderungen im Zusammenhang mit Brust-, Eierstock- und Prostatakrebs verdoppelten, wurden in einem Dutzend Wissenschaftspapieren in Europa und den USA veröffentlicht.

250.000 Menschen untersucht

"Wir haben 200.000 DNA-Gebiete von 250.000 Menschen untersucht. Es gibt keine andere Krebsstudie von diesem Ausmaß", sagt Per Hall, Koordinator der weltweiten Krebs-Erbgut-Studie. Die Forscher von mehr als hundert Wissenschaftsinstituten in Europa, Asien, Australien und den USA verglichen das Erbgut von mehr als 100.000 Patienten mit Brust-, Eierstock- und Prostatakrebs mit einer ebenso großen Zahl gesunder Menschen. 

Alle Menschen haben vererbte Veränderungen in ihrem Erbgut, ob diese aber gefährlich sind, hängt von der Stelle ab, an der sie sich befinden. Eine Veränderung bedeutet nicht automatisch, dass ein Mensch auch Krebs bekommt. Die neu entdeckten Risikofaktoren sind über das ganze Erbgut verteilt, in der Bevölkerung weitverbreitet und vermitteln jeweils Risikoänderungen zwischen drei und 30 Prozent. Mit dieser Studie wurde die Zahl bekannter genetischer Faktoren für diese beiden häufigen gynäkologischen Tumorerkrankungen mehr als verdoppelt.

Prävention und Früherkennung

Die drei Krebsarten werden jährlich bei mehr als 2,5 Millionen Menschen diagnostiziert; die Sterblichkeitsrate liegt bei einem von drei Patienten, so die Wissenschaftszeitschrift "Nature". Die Studie dürfte in Zukunft Ärzten ermöglichen, das Krebsrisiko lange vor dem Auftreten erster Symptome abzuschätzen. So könnten Ratschläge zum Lebenswandel erteilt, regelmäßige Untersuchungen vorgenommen und Medikamente verschrieben werden.

"Diese Ergebnisse können helfen, Prävention und Früherkennung zu individualisieren, insbesondere für Frauen mit einem genetisch erhöhten Risiko. Sie können auch die Grundlage zur Entwicklung von Präventionsmedikamenten sein", so Peter Fasching von der Universität Erlangen. (APA/red, derStandard.at, 28.3.2013)