Für die Deutsche Telekom wird die geplante Fusion ihrer US-Tochter zur Zitterpartie: Immer mehr Aktionäre und Aktionärsberater wenden sich gegen die Hochzeit von T-Mobile USA und MetroPCS. Am Freitag empfahl nach den Institutional Shareholder Services (ISS) auch Glass Lewis als zweite Beratungsfirma den Metro-Aktionären, bei der Hauptversammlung gegen den Plan zu stimmen. Beide Berater bemängelten, MetroPCS werde in dem Deal zu niedrig bewertet. Der Rat dieser Firmen hat in den USA Gewicht - Aktionäre richten ihr Stimmverhalten daran aus. "Wir halten das für einen bedeutenden Vorgang, denn Index-Fonds folgen oft den Vorgaben von ISS", sagte Analystin Jennifer Fritzsche von Wells Fargo.

"Fehler"

Die MetroPCS-Aktionäre seien an dem neuen Unternehmen nicht ausreichend beteiligt, erklärte ISS. Zudem hätte MetroPCS als eigenständiges Unternehmen eine bessere Zukunft. Nach derzeitiger Planung soll die Telekom nach der Fusion drei Viertel der Anteile halten, die bisherigen MetroPCS-Gesellschafter bekommen den Rest sowie 1,5 Mrd. Dollar (1,17 Mrd. Euro) in bar. Einige MetroPCS-Aktionäre hoffen auf ein besseres Angebot.

Der ISS-Bericht "enthält substanzielle Fehler und kommt zum falschen Ergebnis", erklärte MetroPCS. Ein Sprecher der Telekom hatte erklärt, die Bonner würden das Angebot nicht versüßen. Auf der Hauptversammlung von MetroPCS am 12. April in Texas muss die Mehrheit der Eigner für die Fusion mit der Telekom-Tochter stimmen, sonst platzt die Hochzeit. MetroPCS ist das fünftgrößte Mobilfunkunternehmen der USA, T-Mobile rangiert auf Platz vier.

Bisher zeichnete sich für die Telekom bei ihrem wichtigsten Projekt in Amerika ein Ja-Wort ab, denn es rebellierten lediglich zwei Metro-Großaktionäre mit zusammen zwölf Prozent der Aktien. Dabei handelt es sich um die US-Anlagefirmen P. Schoenfeld Asset Management sowie Paulson & Co - letztere ist größter Metro-Aktionär.

Eine Gruppe von Aktionären unter Führung des Merger Funds hat MetroPCS zudem am Donnerstag vor einem US-Bundesgericht verklagt. Sie wollen erreichen, dass die Abstimmung gestoppt wird. MetroPCS habe die Transaktion nicht gut genug erläutert, daher hätten die Aktionäre nicht ausreichend Informationen für eine Abstimmung. MetroPCS erklärte, es werde sich mit aller Kraft gegen die Klage wehren.

Schulden

Am stärksten stören die Anteilseigner laut Analysten die 21 Mrd. Dollar (16,40 Mrd. Euro) Schulden, die auf dem neuen Unternehmen nach der Fusion lasten würden. Analyst Kevin Smithen von Macquarie sagte, sollte die Telekom die Schulden des neuen Unternehmens um drei bis vier Milliarden Dollar reduzieren, würde das vielen Aktionären die Zustimmung erleichtern.

Der Telekom-Vorstand will T-Mobile USA eine kritische Größe verleihen und längerfristig den Weg für einen Ausstieg ebnen. MetroPCS und T-Mobile USA kämen zusammen auf etwa 42 Millionen Handy-Kunden. Damit könnten beide besser mit den Marktschwergewichten Verizon Wireless, AT&T und Sprint Nextel mithalten.

Eigentlich wollten sich die Bonner 2011 ganz aus den USA verabschieden. Der Verkauf von T-Mobile USA für 39 Mrd. Dollar (30,46 Mrd. Euro) an AT&T war schon beinahe unter Dach und Fach - allerdings stoppten die US-Wettbewerbsbehörden die Transaktion in letzter Minute. (APA, 29.3. 2013)