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Radsport ein bisschen wie in alten Zeiten: Die Fahrer erklimmen den Koppenberg, eine klassische Passage des Klassikers Flandernrundfahrt.

Foto: Reuters

Brügge – Bernhard Eisel geht gesundheitlich angeschlagen in die Flandern-Rundfahrt. Der Sky-Profi aus der Steiermark musste um sein elftes Antreten beim Rad-Klassiker zittern, bis Donnerstag plagte ihn noch hohes Fieber. "Mein Magen macht noch immer Probleme", berichtete Eisel. Die 97. Ausgabe der Ronde van Vlaanderen startet am Sonntag um 10.00 Uhr. Für Eisel sind seine Ziele nun klar definiert: "Überleben und dabei Geraint Thomas und Edvald Boasson Hagen so lange wie möglich unterstützen."

John Degenkolb, das größte deutsche Klassikertalent, weiß, wovon der Österreicher spricht: "Wenn man ein paar Prozent zu wenig hat, ist Flandern Flandern der schlimmste Ort, den man sich vorstellen kann. Das ist so ein Herrengedeck, da kannst du dich nicht durchmogeln."

Eisel konnte am Samstag eine Stunde auf dem Rad durchhalten, die Besichtigung am Freitag musste er auslassen. Der 31-Jährige war mit einem zehnten Platz bei Mailand-San Remo und einem siebenten bei Gent-Wevelgem stark in die Klassiker-Saison gestartet.

Als Favorit geht der Schweizer Fabian Cancellara auf die Strecke mit den giftigen Hellingen und ruppigen Pflasterstücken, im Volksmund der radsport-verrückten Flamen auch "Flanderns Schönste" genannt. Sie setzen an ihrem inoffiziellen Nationalfeiertag wieder einmal alle Hoffnung in Tom Boonen (32), der 2012 zum dritten Mal siegte und dieses Jahr zum alleinigen Rekordgewinner aufsteigen könnte. Sein Team Quick Step präsentiert sich insgesamt in starker Verfassung, daher ist auch der Franzose Sylvain Chavanel zu beachten.

Weil Boonen allerdings wegen einer Infektion am Ellbogen ebenfalls Trainings- und Wettkampfkilometer fehlen, werden Cancellara (32/Radio Shack) und Peter Sagan (23/Cannondale) auf den 256,2 Kilometern zwischen Brügge und Oudenaarde doch stärker eingeschätzt. Allerdings offenbart der junge Slowake noch Schwächen auf dem Kopfsteinpflaster. Aufgrund dieser Passagen verwenden die Profis auch extra verstärkte und speziell auf diese Verhältnisse abgestimmten Räder.

Cancellara (Sieger 2010) kann bei der Fahrt über die 17 kräftezehrenden Hellingen – kurze aber teilweise immens steile und enge Anstiege – auch auf seine enorme Streckenkenntnis bauen. Der Zeitfahr-Olympiasieger hat Routine wie kaum ein anderer in die Waagschale zu werfen. Letztes Jahr war er schwer gestürzt und hatte sich das Schlüsselbein gleich vierfach gebrochen. Den "E3-Preis" von Harelbeke – die kleine Flandern-Rundfahrt – konnte der Schweizer am vergangenen Freitag schon einmal für sich entschieden. Die Form stimmt also.

750.000 Menschen werden am Sonntag an der Strecke erwartet. "Und wenn Regen angesagt ist, behaupten die Belgier, dass eine Million Zuschauer kommen. Das ist belgischer Humor", sagt Eisel. (APA/sid/rob – 30.3. 2013)