Vatikanstadt - Papst Franziskus hat in seiner ersten Osterbotschaft als katholisches Kirchenoberhaupt Gewalt, Egoismus und Profitgier verurteilt und zu Frieden in den Krisengebieten der Welt, vor allem im Nahen Osten, in Afrika und auf der koreanischen Halbinsel, aufgerufen. In seiner Osterbotschaft vor 250.000 Gläubigen forderte er Israelis und Palästinenser zur Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen auf. Der Papst äußerte die Hoffnung, dass sie "mutig und bereitwillig" zu einem Ende des Konflikts gelangen würden.
Das Kirchenoberhaupt forderte zudem ein Ende der Gewalt im Irak und eine politische Lösung für die belastete Bevölkerung in Syrien. "Wie viel Blut ist in Syrien vergossen worden! Und wie viele Leiden müssen noch auferlegt werden, ehe es gelingt, eine politische Lösung der Krise zu finden?", fragte der Heilige Vater. Der Papst erklärte, er bete auch für Frieden in Afrika, unter anderem für Nigeria, in dem "Anschläge das Leben vieler Unschuldiger" bedrohten. Auch Mali und den Kongo sprach Franziskus an.
Kritik an Profitgier und Egoismus
Der Pontifex äußerte die Hoffnung, dass die Osterbotschaft Frieden auf der ganzen Welt bringe, die "immer noch von der Gier nach schnellem Profit geteilt ist". Die Welt sei verwundet vom Egoismus, der das menschliche Leben und die Familie bedrohe. Der Papst verurteilte den Menschenhandel, die in diesem 21. Jahrhundert "die am weitesten verbreitete Sklaverei" sei, sowie den Rauschgifthandel und die "ungerechte Ausbeutung der natürlichen Ressourcen". "Der auferstandene Jesus bringe Trost den Opfern der Naturkatastrophen und mache uns zu verantwortungsbewussten Hütern der Schöpfung!", fügte er hinzu.
In seiner Osterbotschaft verwies der Papst besonders auf die Liebe Gottes, die stärker als das Böse und als der Tod sei. Diese Liebe könne das Leben umwandeln und einer Zukunft der Hoffnung öffnen. Ostern sei der Übergang "von der Sklaverei der Sünde zur Freiheit des Guten". Dies müsse im Alltag erfolgen. Anschließend sprach der Papst vom Balkon des Petersdoms den traditionellen Ostersegen "Urbi et Orbi" (Der Stadt und dem Erdkreis). Die Zeremonie wurde in zahlreiche Länder übertragen. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern richtete sich Franziskus nicht in Grußworten in mehreren Sprachen an die Gläubigen.
Umarmungen für Kinder und Behinderte
Bei wechselhaftem Frühlingswetter zeigte sich der Himmel über dem Vatikan bedeckt. Wie schon in den vergangenen 28 Jahren davor war der Petersplatz für Ostern mit Blumen aus Holland prächtig und überwiegend in Gelbtönen geschmückt worden. Vor dem "Urbi et Orbi" fuhr der Papst in einem offenen Jeep über den Petersplatz. Dabei hielt er gelegentlich, um Kinder und Behinderte zu umarmen.
In der Nacht hatte Franziskus im Dom die Osterwache gefeiert. Dabei wurde in der Vorhalle der Kirche das Osterlicht entzündet und in den Petersdom gebracht. Der Papst taufte vier Erwachsene. Franziskus hatte sich in der Osternacht auch an die Ungläubigen und jene Katholiken gewandt, die sich von Gott entfernt haben. Diese sollten "einen Schritt nach vorne" tun, und Gott werde sie mit offenen Armen empfangen.