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Insgesamt 51 Pestizidwirkstoffe sollen nach wissenschaftlichen Erkenntnissen hormonell wirksam sein. Nicht nur Personen, die direkt in Kontakt mit Pestiziden kommen sind betroffen, sondern auch deren Nachkommen.

>> zur PAN-Studie Endokrine Wirkungen von Pestiziden (pdf)

Foto: APA/AP/Frank Augstein

Gartenarbeiter sowie deren Nachkommen sind einem erhöhten gesundheitlichen Risiko durch die Anwendung von hormonell wirksamen Pflanzenschutzmitteln ausgesetzt. Es besteht die Gefahr von Fruchtbarkeitsstörungen bis hin zur gänzlichen Unfruchtbarkeit und es kann zu Missbildungen der Geschlechtsorgane kommen. So lauten die Ergebnisse einer aktuellen Studie des deutschen Pestizid-Aktions-Netzwerks (PAN-Germany).

Es sind nicht nur Personen betroffen, die direkt in Kontakt mit Pestiziden kommen, sondern auch deren Nachkommen. Die Studie von PAN-Germany listet insgesamt 51 Pestizidwirkstoffe auf, die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen als hormonell wirksam eingestuft werden. Der überwiegende Teil davon ist in Österreich zugelassen, zwölf der Wirkstoffe findet man nach Recherche von GLOBAL 2000 sogar in Handelsprodukten, die speziell für Hobbygärtner angeboten werden. 

Risikofaktor Schneckenkorn

Betroffen sind Produkte aus allen Gruppen der Pflanzenschutzmittel, also sowohl Unkrautbekämpfungsmittel (Herbizide), Sprays zur Insektenabwehr (Insektizide), Mittel gegen Pilzkrankheiten (Fungizide) und auch Schneckenkorn.

Laut PAN-Germany ist unter anderem auch das weltweit am meisten verwendete Breitbandherbizid Glyphosat (Roundup(R)) als hormonell wirksam eingestuft. "Gerade als Privatanwender vermutet man oft keinerlei Gefahren hinter den Pflanzenschutzmitteln, die man ohne weiteres in Gartencentern und Baumärkten, aber auch in Drogerien und Supermärkten kaufen kann", warnt Dominik Linhard, Pestizidexperte bei GLOBAL 2000.

Die Anwendung eines solchen vermeintlich harmlosen Pflanzenschutzmittels berge ein durch die Konsumenten nicht abschätzbares Risiko. Hormonell wirksame Stoffe könnten bereits in kleinsten Mengen negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben. Linhard: "Als Privatperson setzt man sich freiwillig einer potentiellen Vergiftungsgefahr aus, obwohl mittlerweile genügend harmlosere Alternativen erhältlich sind. Gerade im Hausgartenbereich besteht keine Notwendigkeit, giftige Mittel zu verwenden." 

Gartencenter verbannt chemisch-synthetische Pestizide

Grundsätzlich sollte man in erster Linie Maßnahmen ergreifen, die die Einzelpflanze oder besser den gesamten Garten vital erhalten. Dies geschieht am besten durch die gezielte Förderung von tierischen Nützlingen und dem Einsatz von Pflanzenstärkungsmitteln.

Auch im Bio-Garten gilt die Weisheit: "Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen". Aus Wildkräutern wie Brennnesseln, Schachtelhalm oder Reinfarn lassen sich ohne großen Aufwand ganz leicht pflanzenstärkende Kräuterauszüge herstellen. Mit positivem Beispiel geht Österreichs größtes Gartencenter-Unternehmen Bellaflora voran: Mit Beginn der diesjährigen Gartensaison wurden alle chemisch-synthetischen Pestizide aus dem Sortiment genommen und durch Naturprodukte ersetzt. (red, derStandard.at, 2.4.2013)