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Seit Mitte der 1980er-Jahre kommt der Frühling im Schnitt um etwa fünf Tage pro zehn Jahre früher. Davon hat man heuer freilich nichts.

Foto: AP/Patrick Pleul

Wien – Es ist April und in der Wiener Innenstadt schneit es. Während viele Österreicher den Beginn einer neuen Eiszeit befürchten, lassen die Wetterkapriolen die Forscher der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) kalt: "In Mitteleuropa kommt der Frühling früher", werden sie morgen, Donnerstag, beim 14. Österreichischen Klimatag in Wien berichten. Der Titel für den Vortrag sei schon seit Längerem geplant und das Ergebnis langjähriger Beobachtungen, erklärte Elisabeth Koch, die Leiterin der Fachabteilung Klimatologie von der ZAMG.

Der Trend sei nun einmal, dass seit Mitte der 1980er-Jahre der Frühling im Schnitt um etwa fünf Tage pro zehn Jahre früher kommt. Vor allem an Ereignissen, die Ende April und Anfang Mai stattfinden, wie die Flieder- und Rosskastanienblüte, zeige sich das Vorrücken des Frühlings sehr beständig, so Koch.

Kurzfristige Schwankungen hoch

Das heurige Wetter sei eine Schwankung entgegen dem Trend: "Es ist in unserer Klimazone einfach so, dass die Jahr-für-Jahr-Schwankungen sehr groß sind", so die Expertin. Deshalb müsse man sich sehr lange Zeiträume anschauen, um einen Trend feststellen zu können. Tatsächlich gab es einen meteorologisch ungemütlicheren Frühlingsbeginn zuletzt im Jahr 1944. Laut Prognose wird der 7. April der 17. Tag hintereinander sein, an dem die Temperaturen in Wien die Zehn-Grad-Marke verfehlen – ein neuer Negativrekord.

Es gäbe Studien, die darauf hindeuten, dass die jeweiligen Wetterlagen beständiger würden. "Wir haben sehr lange Hitze- und Kälteperioden und sehr lange Trocken- und Niederschlagsperioden", erklärte Koch. Für die heimische Pflanzenwelt sei das aktuelle Wetter kein Problem. "Spätfröste wie zum Beispiel voriges Jahr Mitte Mai sind da wesentlich grimmiger." Nicht nur die Obstbäume, sogar Kartoffeln, Zuckerrüben und Mais hätten damals Schaden gelitten.

Frühlingsaussichten für Mitte nächster Woche

Zumindest wettermäßig sollte der Frühling Mitte nächster Woche kommen, so Koch. Am 9. oder 10. April würden die Höchstwerte in Wien "hoffentlich" zehn Grad Celsius erklimmen. "Wir machen sogenannten Ensemble-Vorhersagen und rechnen 50 verschiedene Modelldurchläufe mit immer leicht geänderten Anfangsbedingungen durch." Wenn die 50 Lösungen "ziemlich auseinanderklaffen" sei die Vorhersage noch sehr unsicher, und solch eine Schwankungsbreite sehe man am 9. April. Allerdings würden alle Berechnungen zumindest einen Temperaturanstieg zeigen.

Doch davor müsse man noch mit Nachtfrost und Höchsttemperaturen von maximal sechs bis sieben Grad rechnen. Das sei freilich nicht gerade das, was man sich unter Frühlingswetter vorstelle, meinte die Meteorologin: "Allerdings ist man ein bisschen verwöhnt vom Wetter der vergangenen Jahre, Märzwinter sind früher auch vorgekommen".

Der vom Climate Change Centre Austria (CCCA), dem Klima- und Energiefonds und der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien organisierte Klimatag soll einen Überblick über die Themen des Klimawandels bieten, zu denen in Österreich geforscht und diskutiert wird. Laut den Veranstaltern werden über 170 österreichische Forscher am 4. und 5. April 2013 an der Boku in Wien vortragen. (APA, 3.4.2013)