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Man könnte meinen, dass gerade in Europa Investoren alles versuchen sollten, um an Rendite zu kommen. Denn die schwierige Konjunkturlage, im Vergleich etwa zu den USA, sorgt für deutlich weniger Kursgewinne, die es zu verteilen gibt (siehe etwa die Entwicklung der Aktienmärkte seit 2011).

Doch Europa ist das Zentrum der "ethischen Investmentbranche". Ethische Fonds, oder SRI-Fonds (SRI steht für Socially responsible Investing), sollen nicht die Rendite über Alles stellen und erfahren in der Krise erheblichen Rückenwind. So hat diese Woche etwa der französische Fondsriese Amundi ein 300 Millionen Euro schweres Mandat von einem französischen Pensionsfonds gewonnen. Investiert werden soll nicht nur gemischt (Aktien und Anleihen), sondern vor allem nach nachhaltigen Kriterien.

Mittlerweile, so eine aktuelle Studie des Branchenverbandes Eurosif, werden knapp die Hälfte des europäischen Fondsvolumens (14.000 Milliarden Euro) nach nachhaltigen Kriterien verwaltet. Seit 2005 hat sich das Volumen in diesem Bereich mehr als verfünffacht.

Im Zentrum dieser Investments steht die ethische Ausrichtung eines Investors. In den meisten Fällen werden dabei gewisse Unternehmen selektiert, die NICHT in einem Fonds landen dürfen. Beispielsweise bestehen viele Anleger darauf, nicht in Firmen zu investieren, die Kinder als Arbeiter einsetzen, Waffen produzieren und vertreiben oder etwa in anrüchigen Branchen wie Glücksspiel, Pornographie oder Alkohol engagiert sind. Doch welche Unternehmen genau aus dem Screening ausscheiden, variiert von Fonds zu Fonds und von Gesellschaft zu Gesellschaft. So ist das Thema Atomenergie in einigen europäischen Ländern wie Österreich für Fondsgesellschaften ein No-Go, in anderen Staaten aber immer noch Teil des Portfolios.

Die Debatte zeigt sich etwa am Beispiel eines ethischen Fonds, dem Prime Values Growth von Hauck & Aufhäuser. Meine Kollegin Bettina Pfluger hat in einem aktuellen Text gezeigt, wie schwierig es ist, Unternehmen zu filtern, die ethisch vertretbar in ein Portfolio passen können, etwa am Beispiel Apple.

Mittlerweile können Fondsgesellschaften aber viel von der Selektionsarbeit auslagern. Denn eine Reihe von Index-Anbietern bieten definierte Ethik-Indizes an, die als Referenz für ethische Produkte gelten, etwa der Global Challenges Index, der sich mit den weltweiten Herausforderungen, vom Klimawandel bis zur Entwaldung, beschäftigt.

Über die reine Selektion hinaus gibt es daher "thematische" Investmentprodukte, die sich mit besonderen Trends der Nachhaltigkeit beschäftigen. Etwa Wasserfonds, die in Unternehmen investieren, die Technologie zur Wasseraufbereitung oder dem Transport des wichtigen Lebensmittels bereit stellen. Allgemein hat sich in den vergangenen Jahren das Investmentthema der Ökologie bei vielen Investoren durchgesetzt, wie Fonds beweisen, die auch saubere Energie setzen.

Daten von Lipper, die derstandard.at voliegen, zeigen, dass österreichische Anleger zwischen 211 verschiedenen ethischen Fonds in Anlagekategorien von Aktien, Anleihen bis zu Mischfonds wählen können. Mehr als zehn Milliarden Euro werden von diesem Segment bereits verwaltet.

So verschieden die Ansätze der verschiedenen Fonds, so verschieden sind auch die Ergebnisse. In den vergangenen fünf Jahren haben einige Fondsmanager mit asiatischen Aktien oder den skandinavischen Märkten mehr als 100 Prozent Rendite erwirtschaftet, andere Fonds hingegen sind deutlich negativ und haben trotz der jüngsten Rally ein Drittel des Kundengeldes verloren. So wie Investoren also klar definieren müssen, was sie als ethisch vertretbar empfinden, müssen sie auch die Auswahl der einzelnen Produkte prüfen. (Lukas Sustala, derStandard.at, 5.4.2013)