Und wieder einmal hat niemand was geahnt. Wieder um nur Unschuldslämmer rund um das schwarze Schaf, das diesmal halt den Namen Rudolf Simandl trägt. Der nunmehr in U-Haft sitzende Ex-Direktor des burgenländischen Gasversorgers Begas hat – ja: mutmaßlich – untreu fürs eigene Börsel gegrast. Die Weide, auf der er das tun konnte, war aber schon die der Politik.

Seit Jahr und Tag weisen Experten auf die immense Kontrolllücke in und um die Gemeinden hin, die erst ab 10.000 Einwohnern der Rechnungshofeinschau unterliegen. Auch Gemeindeverbände – einem solchen gehörte ja die Begas mehrheitlich – sind davon ausgenommen. Im Burgenland ist das zwar jetzt – anlassbezogen – geändert worden, kam aber um einen Simandl zu spät.

So wie das immer ist: Erst wenn der Krug, der so lange so lukrativ zum Brunnen gegangen ist, bricht, ist in den Parteisekretariaten Handlungsbedarf. Bis dahin heißt es: Es gibt ja eh Revision, Wirtschaftsprüfer, Testate, Aufsichtsräte und so weiter. Tatsächlich war es in diesem Fall so, dass eine Buchhalterin über eine nicht passende Rechnung gestolpert ist. Und dass ihr Stolpern überhaupt wahrgenommen wurde, lag an der Fusion mit dem Stromversorger.

Die Führung der neuen Energie Burgenland hatte verständlicherweise keinerlei Interesse, das Erbe mit und also auf ihre Kappe zu nehmen. Das aber ist nicht mehr als die Krug-und-Brunnen-Kontrolle. Und die ist reiner Zufall. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, 6.4.2013)