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Wird Apple mit dem nächsten iPhone Kunden und Investoren überzeugen können?

Apple-Fans haben wie immer hohe Erwartungen: Sie setzen darauf, dass das neue iPhone einige lang erwartete Verbesserungen mit sich bringt. Aber selbst wenn das kommende Modell nur im Detail optimiert wird, rechnen Experten damit, dass es zum meistverkauften Smartphone aller Zeiten wird.

Wie das Wall Street Journal berichtet hat, wird Apple noch in diesem Quartal mit der Fertigung eines oder mehrerer neuer iPhone-Modelle beginnen. Das Unternehmen arbeitet dazu an einer weniger teuren Version mit Plastikgehäuse, die in der zweiten Jahreshälfte auf den Markt kommen könnte, berichten mit der Produktion vertraute Personen. Apple wollte dazu keine Stellung nehmen. Nach sechs iPhones in sechs Jahren werde es für Apple schwer, mit den Erwartungen Schritt zu halten, sagt Technologie-Analyst Jeff Kagan.

Apple sollte nachbessern

Aber egal wie das neue Modell ausgestattet ist – derzeit deutet alles darauf hin, dass es besser wird als sein Vorgänger. Und das ist laut Analysten alles, worauf es den meisten Kunden ankommt. Das iPhone 5 hat sich bereits mehr verkauft als das 4S, sagt Brian Colello, Analyst bei Morningstar. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres hat das Unternehmen 47,8 Millionen iPhones verkauft, ein neuer Rekord. Im Vorjahreszeitraum waren es 37 Millionen. Wegen der regelmäßigen Verbesserungen bleibt die Nachfrage rege, sagt Colello. Die Verbraucher, die im Oktober 2011 ihr iPhone 4S mit einem Zweijahresvertrag gekauft haben, dürfte es bald in den Fingern jucken, sich das neueste Modell zuzulegen. Für Colello ist der Smartphonemarkt noch in der ersten Halbzeit. Noch kaufen immer mehr Menschen neue Geräte.

Um den Vorsprung vor der Konkurrenz zu wahren, sollte Apple aber einige der Fehler ausbügeln, die viele Kunden irritieren. Es gibt zahlreiche Mängel im Betriebssystem, sagt Claude Zdanow, Gründer der Unterhaltungsfirma Stadiumred aus New York. Zu seinen Vorschlägen zählen ein Startbildschirm, der personalisierte Nachrichten und Aktienkurse anzeigt und ein besseres Rechtsschreibprogramm. Siri könne noch genauere Antworten geben. Und beim Playbook von Blackberry könne sich Apple abschauen, wie man das E-Mail-Programm für Unternehmen attraktiver gestalten kann. Das sei der größte Kritikpunkt am iPhone, sagt Zdanow.

Gerüchteküche brodelt

Die Gerüchteküche zum neuen iPhone – möglicherweise mit der Modellnummer 5S – brodelt unterdessen. Brian White, Analyst bei Topeka Capital Markets, besuchte bei einer Reise durch China und Taiwan einen Zulieferer. Später schrieb er, das iPhone könne einen Scanner für Fingerabdrücke enthalten. Das wäre eine ähnliche Sensation wie die Einführung der sprachgesteuerten Assistentin Siri, glauben Analysten. Allerdings müsse dafür gesorgt werden, dass es nicht wie beim Kartenprogramm Apple Maps zu Kinderkrankheiten kommt. Außerdem soll Apple am neuen Betriebssystem iOS7 arbeiten, dass schneller ist und einen neuen Look auf den Bildschirm bringt. Ein Blogger, John Gruber von DaringFireball.net, behauptet jedoch, dass das Unternehmen dabei dem Zeitplan hinterher hinkt.

iPhone erschließt immer mehr Märkte

Ein Grund, warum sich jedes neue iPhone besser verkauft als der Vorgänger, ist auch, dass Apple mit immer mehr Mobilfunkanbietern Verträge schließt. Das Gerät ist in mehr Märkten als je zuvor erhältlich, sagt Sarah Rotman Epps, Analystin bei Forrester Research. Im März konnte in den USA nach Verizon und AT&T endlich auch T-Mobile gewonnen werden. Im zweitwichtigsten Markt von Apple, China, wurden im jüngsten Berichtsquartal 17.000 iPhones verkauft – im Vorjahr waren es lediglich 7.000. Auch dadurch stieg der Umsatz in der Region China auf 6,8 Milliarden US-Dollar. Apple-Chef Tim Cook rechnet mit weiterem Wachstum.
Gereifte Beziehung

Nicht jeder ist jedoch optimistisch. Das aktuelle iPhone ist weder das beste noch das angesagteste Gerät auf dem Smartphone-Markt, sagt Margaret Black-Scott, Chefin von Beverly Hills Wealth Management. Ihm fehle ein großer Bildschirm wie beim Samsung Galaxy S4, ein USB-Anschluss, eine längere Akkulaufzeit und eine bessere Synchronisation der Apps auf einzelnen Geräten. Apple sei stark von China abhängig, erklärt sie. Das habe sich erst am Montag mit der öffentlichen Entschuldigung von Tim Cook für seine Gewährleistungspolitik gezeigt. Der mit 700 Millionen Kunden größte Mobilfunkanbieter der Welt, China Mobile, hat das iPhone immer noch nicht im Programm.

Die Flitterwochen sind vorbei

Aber die Beziehung zwischen Apple und seinen Kunden reift eben. Die Flitterwochen sind vorbei, sagt Analyst Jeff Kagan. Es sei sehr schwierig, mit den hohen Erwartungen zu leben. Es sei wie in der Liebe: Zunächst schwebe man auf Wolke sieben, wo alles perfekt erscheint. Nach mehreren Jahren erreiche die Beziehung aber eine neue Stufe. Zudem machen Samsung und Google gegenüber Apple Boden gut. 19 Prozent aller 2012 ausgelieferten Smartphones kamen von Apple - 70 Prozent waren dagegen mit dem Betriebssystem Android ausgestattet. (Quentin Fottrell, Wsj.de/derStandard.at, 08.04.2013)