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Der Chef der Raiffeisen Bank International, Herbert Stepic, hätte 2012 beinahe fünf Millionen Euro verdient.

Foto: APA/Hans-Klaus Techt

Wien - In der Raiffeisen Bank International (RBI) hat sich ein absolutes Novum ereignet: Ihr Vorstandsvorsitzender Herbert Stepic hat zwei Millionen Euro an die Bank überwiesen. Genauer gesagt: rücküberwiesen. Der Anlass: Stepics Bezüge für 2012 haben sich auf stolze 4,9 Mio. Euro addiert. Und das ist "zu hoch", wie der Banker seine Mitarbeiter am vorigen Freitagnachmittag in einer zweiseitigen E-Mail wissen ließ.

Den Grund für die Rückgabe erklärte Stepic in der E-Mail so: "Da eine Jahresvergütung in dieser Höhe ... nicht im Einklang mit meinem eigenen Selbstverständnis sowie dem Wertefundament unserer Bankengruppe steht", habe er das Gespräch mit dem Aufsichtsratschef (RZB-Chef Walter Rothensteiner) und dem Personalausschuss des Aufsichtsrats gesucht. Gemeinsam habe man "eine teilweise Rückzahlung als angemessene Reaktion auf diese Situation identifiziert". Er habe die zwei Millionen Euro auch bereits überwiesen, schrieb der Banker, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass "meine Vergütungen deutlich unter dem für 2011 erhobenen Durchschnittswert für CEOs des EuroStoxx 50 von 6,5 Mio. Euro liegen".

Während Stepic seine Geld-zurück-Aktion als "moralische Verpflichtung gegenüber der Organisation" und seinen "persönlichen Beitrag zu den rigiden Sparmaßnahmen im Unternehmen" beschreibt, hört man, dass seine Fast-Gage für enorme Aufregung im Raiffeisensektor gesorgt hat. Dass ein Banker mitten in der Krise und in Zeiten von staatlichen Bankenunterstützungen (PS-Kapital) in den Banken fast fünf Mio. Euro bekommt, gehe nicht an. Ein Banker zum Procedere: "Man musste Stepic nicht lange bitten, das Geld zurück zu zahlen."

Was all das so pikant macht: Die RBI präsentiert am Mittwoch ihr Ergebnis 2012 - und weist erstmals, so wie es das Gesetz will, die Bezüge jedes einzelnen Vorstandsmitglieds aus. Bisher wurden Vorstandsgagen nur in Bausch und Bogen publiziert. Dass Stepic 2,9 und nicht 4,9 Mio. Euro für 2012 bekommt, wird aus dem Geschäftsbericht trotzdem nicht zu ersehen sein. Die Rückzahlung erfolgte nämlich nach Drucklegung des Geschäftsberichts. Die Rücküberweisung werde sich erst in der Bilanz 2013 widerspiegeln, als "Sonderertrag" für die Bank, sagt eine Sprecherin.

Glückliche Umstände

Wie das hohe Einkommen zustande kam, rechnet man in der RBI so vor: Der Löwenanteil der 4,9 Mio. ergebe sich aus dem Aktien-Optionsprogramm (Share Incentive Programe, SIP). Das habe wegen seiner Bezugsgrößen zu einer "überdurchschnittlich hohen Zuteilung an Aktien geführt". Zudem wurde noch ein Bonus für das "außerordentlich gute Jahr 2011 ausgeschüttet", wie Stepic den Mitarbeitern erklärte. Anders ausgedrückt: Es sind viele positive Effekte zusammengekommen.

Das gilt freilich für den gesamten Vorstand, in dem 2012 vorübergehend ein achtes Mitglied an Bord war. Die Gesamtbezüge des RBI-Vorstands erreichten 2012 rund 13,8 Mio. Euro (für Stepic sind hier noch die gesamten 4,9 Mio. enthalten) - um 43 Prozent mehr als 2011. Der Konzernüberschuss ist im selben Zeitraum um ein Viertel, auf 725 Millionen, gesunken. (Renate Graber, DER STANDARD, 9.4.2013)