Jonathan Blow kritisiert Microsoft für seinen Umgang mit Indie-Entwicklern.

Screenshot: Sony

Mit "Braid" feierte er einen beachtlichen Erfolg, auch auf der Xbox-Plattform.

Screenshot: braid-game.com

Sein nächstes Spiel, "The Witness", gehört jedoch zum Startportfolio der PlayStation 4.

Screenshot: the-witness.net

Beim Game Developers Choice Award Ende März und bei der Verleihung der DICE Awards konnte ein Konsolenspiel jeweils den Hauptpreis abstauben. Dabei handelte es sich nicht um große Produktionen wie etwa "Uncharted" oder den letzten "God of War"-Teil. Sondern um die philosophisch angehauchte Reise in die Ferne, "Journey", die von einem lediglich 18 Mann starkem Team verwirklicht wurde.

"Braid"-Entwickler wechselt ins PlayStation-Lager

Indiegames, einst ein kaum bedeutendes Spartenphänomen, nehmen einen immer prominenteren Platz ein, was sich auch bei den Entwicklern widerspiegelt. Wie Gamasutra berichtet, sehen sich mittlerweile 53 Prozent der Gamesproduzenten als "Indies". Sony hat hier längst das Fangnetz ausgeworfen und versucht, diese für möglichst viele PlayStation-Geräte zu gewinnen, während von Seiten Xbox kaum Anstrengungen unternommen werden.

"Microsoft behandelt Entwickler sehr schlecht", meint Jonathan Blow, Schöpfer des vielgelobten und auf der Xbox sehr erfolgreichen Rätsel-Plattformers "Braid", gegenüber Wired. Sein neuestes Spiel, "The Witness", stellte er beim PlayStation 4-Launch-Event vor. Microsoft wirft er vor, kleine Studios und Ein-Mann-Developer unnötiger Willkür auszusetzen.

Fahrlässiger Umgang

Konfrontiert mit dieser und weiteren Beschwerden von Indies, reagierte Microsoft mit einer kurzen Standard-Antwort. "Wir investieren darin, dass Entwickler ihre Visionen auf der Xbox realisieren können, in dem wir alle Hilfsmittel, die sie benötigen, um erfolgreich zu sein, bereitstellen und ihr Feedback auswerten um unsere Plattform kontinuierlich zu verbessern."

Das Verhältnis war nicht immer so angespannt. Ausgerechnet Microsoft war es, die mit der Einführung von Xbox Live Arcade den Weg für Indiegames auf ihrer Konsole als erste bereitet haben. Die günstigen Spieleperlen wurden offensiv beworben, die Plattform wurde für kleine Entwickler attraktiv. Ein Wettbewerbsvorteil, den man fahrlässig aus der Hand zu geben droht.

Sony, das "Anti-Microsoft"

Brian Provinciano, Entwickler von "Retro City Rampage" schildert, dass der Release seines Spieles bei Xbox Live Arcade von Seiten der Betreiber abgeblasen wurde, nachdem er sich öffentlich über die mangelnde Effizienz des Einstellungsprozesses beklagt hatte. Und als der Titel schließlich doch online ging, wurde er versehentlich für zehn statt 15 Dollar angeboten, was seine Einnahmen empfindlich schmälerte.

Sony hingegen bot ihm großzügige Promotion an, ohne dafür etwas zu verlangen – selbst auf Messen wie der E3. Sein Spiel konnte auf Testkonsolen in US-Supermarktketten wie Walmart oder Games-Händlern wie GameStop angespielt werden.

Auf der letzten Game Developers Conference lud Sony zur "PlayStation Indie Arcade", wo angesagte Titel wie "Hotline Miami" gezeigt wurden. Dazu lieferte man auch eine Präsentation zum "Stand der Indie-Entwicklerszene im PlayStation-Netzwerk". Die PS4 wird "Unity" unterstützen, ein technisches Framework, auf das viele kleine Entwickler aufgrund niedriger Kosten und einfacher Handhabe setzen. Der japanische Konzern ist dabei, sich als "Anti-Microsoft" zu etablieren.

Eine Chance für die Vita

Dies eröffnet auch die Chance, mit Hilfe von Indiespielen die schwächelnde Handheld-Plattform Vita zu beleben. Provinciano lobt deren Development Kit als "das Beste unter allen". Independent-Developern wurden Pakete mit kostenlosen Vita-Konsolen zugestellt. "Wir tun unser Bestes, um Entwickler auf allen unseren Plattformen zu stärken", sagt Nick Suttner, einer der Sony Account-Manager, die speziell für den Indie-Bereich zuständig sind. "Wir erlauben den Entwicklern, selbst auf unseren Plattformen zu veröffentlichen. Keine Warteslots, keine Abstimmungen oder derartiges."

Mit "Pub Fund" gibt es sogar ein Investment-Programm für Studios, denen Geld für ihre Entwicklungen fehlt. Man versucht, auf die einzelnen Hersteller einzeln zuzugehen und ihnen beim Veröffentlichen ihrer Titel zu helfen.

Kräfteverschiebung

Gerade die Startplatzvergabe gehört zu den größten Ärgernissen auf der Xbox-Plattform. Denn Microsoft lässt pro Woche nur ein bestimmtes Kontingent an Spielen zur Veröffentlichung zu, viele der Slots gehen an die großen Entwickler. Einen "Indie"-Channel gibt es bei Live Arcade zwar, beworben wird er aber nur schwach. In manchen Ländern, darunter Österreich, ist der Kanal gar nicht erst verfügbar.

Die Kräfteverhältnisse haben sich verschoben. Handelte auch Sony ursprünglich nach dem Motto "die Entwickler sind auf unsere Plattform angewiesen", sind es heute die Ökosystem-Betreiber, für die die Unterstützung durch die Spielehersteller lebenswichtig ist. Wer ihnen keine guten Bedingungen bietet, verliert sie an die Konkurrenz.

Umdenken bei Nintendo

Und Microsoft droht auch Ungemach aus Japan. Selbst Nintendo, eigentlich berüchtigt für seinen komplizierten Umgang, kommt Indieherstellern mittlerweile entgegen. So hat man sich nunmehr davon verabschiedet, von Entwicklern zwingend einen eigenen Bürostandort zu verlangen, wenn man mit dem Wii U-Hersteller zusammenarbeiten will.

Auch die Richtlinien für Preisgestaltung, Veröffentlichung und Inhalte wurden gelockert. An wirklich zugkräftigen Indietiteln a la "Journey" für die neue Konsole fehlt es aber weiterhin. (gpi, derStandard.at, 10.04.2013)