Wien/Cannes - Das "New Big Thing" hat es an der Cote d'Azur auch heuer nicht gegeben, bilanziert der Chef der ORF-Programmentwicklung, Stefan Ströbitzer, kurz vor seinem Rückflug von der internationalen Fernsehmesse MIPTV in Cannes. "Weder im Show- noch im Unterhaltungs- oder Dokubereich hat es etwas grundlegend Neues gegeben, vielmehr wird Altbekannt- und Altbewährtes mit neuem Spin versehen." Hoch im Kurs stehen die Partnersuche, brutale Verbrechen und Formate, die den kleinen Mann ganz groß zeigen.

Sehnsucht nach der besseren Hälfte

In internationalen Dokusoaps und Shows steht laut Ströbitzer immer wieder die Sehnsucht nach der besseren Hälfte im Vordergrund. Datingformate in jeder Variante haben daher Hochsaison. Im Showbereich halten neben dem noch immer aktuellen Dauerbrenner Talentsuche, bei der Menschen - "wie bei der 'Großen Chance'" - mit ihren diversen Begabungen zu punkten versuchen, auch Kochshows ihren Einzug in den Hauptabend.

TV und Internet

Relativ jung ist der Versuch, vor allem bei Showformaten bimedial zu sein, will heißen, TV und Internet zu verbinden. So werden zum Beispiel Vorrunden von großen Castingshows mit Privatvideos im Web ausgetragen. "Interaktivität ist ein Trend, auf den die Branche stark setzt", so Ströbitzer.

Bei den Dokusoaps erfreut sich der sogenannte kleine Mann größter Beliebtheit. Es geht darum, ihn ins Rampenlicht zu rücken und zu zeigen, "welch herausragendes Talent in jedem steckt, und dass jeder es schaffen kann, wenn er nur den Mut aufbringt". Egal ob Arbeitslose ihren Traumjob ausprobieren oder Migranten eine große Chance in ihrem neuen Heimatland bekommen - dem Zuschauer von heute geht es um die Bestätigung und die Stärkung des Selbstwertgefühls. "Undercoverboss" sei ein solches Format gewesen, und der Erfolg hierzulande habe dem ORF recht gegeben, auf dieses Format zu setzen, meint der Programmentwicklungschef.

Blutrünstiger

Auffallend sei, dass im gesamten "Factual Entertainment"-Bereich (Anm.: auf Tatsachen beruhende Unterhaltung) "der echte Mensch als Protagonist im Vordergrund steht und weniger als noch vor ein paar Jahren ein professioneller Moderator oder prominenter Coach". Brutaler als je zuvor präsentiert sich laut Ströbitzer das Genre Crime: Egal ob Reportage, Dokumentation oder Fiktionales, deutlich ist der Trend zu grausamen und blutrünstigen Verbrechen. (APA, 10.4.2013)