Das Weltmuseum Wien, vormals Museum für Völkerkunde, zeigt, wie Schöpfungsgeschichten in asiatischen Kulturen getanzt werden

Das Wiener Museum für Völkerkunde ist ab dem 17. April 2013 Geschichte. Unter dem neuen Namen Weltmuseum Wien wird es als erste Ausstellung "Getanzte Schöpfung - Asien zwischen den Welten" zeigen und sich mit asiatischem Tanz als Verbindung zwischen Menschen und Gottheiten befassen. Dem Shiva Nataraja, der durch Tanz die Welt immer wieder aufs Neue erschafft, ist in Wien ein eigener Raum gewidmet. Doch den asiatischen Tanz nach Österreich holen, das versuchten schon andere: Mit metaphysischen Querverweisen tat dies etwa bereits der österreichische Physiker Fritjof Capra.

"Eines Nachmittags im Spätsommer saß ich am Meer und sah, wie die Wellen anrollten, und fühlte den Rhythmus meines Atems, als mir plötzlich meine Umgebung als Teil eines kosmischen Tanzes bewusst wurde. Als Physiker wusste ich, dass sich der Sand und die Felsen, das Wasser und die Luft aus pulsierenden Molekülen und Atomen zusammensetzten." Aus der Perspektive des Physikers näherte sich Fritjof Capra in seinem 1975 erschienenen Buch Das Tao der Physik, das längst zur New-Age-Bibel erklärt wurde, dem indischen Tanz.

Der Rhythmus von Erzeugung und Zerstörung war dem Wissenschafter vertraut: Periodisch entstehen und zerfallen die subatomaren Teilchen und verdichten sich zu den wesentlichen Eigenschaften aller Materie. Uralt ist diese Metapher des indischen kosmischen Tanzes: Die Darstellungen Shivas, der als Nataraja auf Apasmara Purusha, dem Dämon der Unwissenheit, tanzt, symbolisiert nach der Überlieferung ebenjene Wellenbewegung: ein Bein auf dem Boden, ein zweites in der Luft, kein Stillstand, kein Ende in Sicht.

Die Visualisierung kosmischer Rhythmen, das kultische Tanzritual, eroberte im Laufe der Jahrtausende die Bühnen, in rudimentärer Form sogar die Kinoleinwände Bollywoods. Doch die im vor 2200 Jahren verfassten Klassiker Natya Sastra festgelegten Bewegungen von Kopf und Körper wurden dabei beibehalten. Gemeinsam mit der Musik und den Kostümen soll diese Körpersprache über die Welt der Worte hinausgehen, eine bestimmte Empfindung vermitteln.


Teil des Ausstellungskonzepts von "Getanzte Schöpfung" ist es, nicht beim Musealen zu bleiben: Zahlreiche asiatische Kompanien werden zeitgenössische Choreografien und die dazupassende Ausstattung mitbringen. Im Bild: eine Tanzmaske für die thailändische Performance "Black and White".

Besucht man die im Norden der südindischen Stadt Trichur gelegene Tanzschule von Cheruthuruthy, wo junge Inder zum Kalamandalam, zum Meister des Kathakali-Tanzstils heranreifen, lässt sich dieser Ansatz kaum übersehen: Jene Handvoll diplomierter Darsteller, die jedes Jahr die Schule verlässt, ist mit diesem minimalistischen Vokabular des Menschseins ausgestattet: Neun Gesichtsausdrücke - Liebe, Tapferkeit, Mitleid, Erstaunen, Hohn, Angst, Ekel, Zorn und Heiterkeit - stehen ihnen dann zur Verfügung, ein Repertoire, das, wie es der Schweizer Tiefenpsychologe Carl Gustav Jung beschrieb, das kollektive Unbewusste der Menschheit ausdrückt.

Aber Asien ist weit, alt, erfindet sich immer wieder neu. Demnach erscheint es als gute Idee, in die Getanzte Schöpfung auch zeitgenössische Tänzer und Choreografen aus Bali, Java, Indien, Japan, Thailand und Korea als Kokuratoren miteinzubeziehen. Über persönliche Objekte wie Kostüme und Requisiten, aber auch durch die Auswahl musealer Artefakte loten diese Künstler die fortwirkende Aufladung asiatischer Tanzkunst von innen heraus aus. Fließende Übergänge zwischen der nur unscharf gezogenen Trennlinie von "Gegenwart" und "Vergangenheit" - sie teilt die interaktiv gestaltete Ausstellung in zwei Bereiche - ergeben sich da wie von selbst.


Tanzende Holzfiguren, Burma

Sie erlauben Einblicke in die Rolle des Tanzes im koreanischen Schamanismus, nähern sich den Masken japanischer No-Tradition, rücken die Rolle des kambodschanischen Khmer-Tanzes für ganz Südostasien in den Blickwinkel - und bringen zuletzt viel Bewegung in die Wiener Museumswelt: Denn neben der Möglichkeit zum interaktiven "Tanzunterricht" gibt es bei Getanzte Schöpfung nicht zuletzt auch viele Workshops und Performances, die vermeintliche Musealität durchbrechen.

"Getanzte Schöpfung. Asien zwischen den Welten"
17. April bis 30. September, Weltmuseum Wien

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Indien: Bollywood

Nostalgiker werden in Mumbais Chor Bazaar, dem "Markt der Diebe", schnell fündig. Hält er neben gefälschten Antiquitäten jeder Materialität doch auch echte, alte Bollywood-Poster bereit. Besonders beliebt: Bilder von Tanzszenen, die die Bollywood-Diven im Zeitraffer der Dekaden und Moden abbilden. Indien hat natürlich nicht nur den kosmischen Tänzer Shiva Nataraja hervorgebracht und ein beachtliches Revival der klassischen Tanzformen, die in vielen Kulturinstitutionen des Landes weiter gepflogen werden, sondern auch jenes aufwändig choreografierte Hüftgewackel, das lokalen Beats und arabisch-orientalischen Tanzstilen folgt.

 

Foto: REUTERS/Tobias Schwarz

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Vor allem aber können Indien-Reisende selbst ein paar Schritte dazulernen. Denn spätestens seit Bollywood den Westen erobert hat, schießen vor Ort auch einschlägige Schulen für Bollywood-Tanzklassen aus dem Boden. Dancing Star in Mumbai? Da kann es zunächst nicht schaden, den Sternchen und Komparsen bei einem Besuch der Bollywood-Studios - etwa des RK Studio oder des BIG N Studio mit Asiens "longest studio floor space" - ein wenig auf die Füße zu schauen. Wer Stil hat und den trotzdem bewahren will, der kann auch in einem der Premieren-Kinos von Mumbai lernen. Besonders art- und stilgerecht: das Regal Cinema aus dem Jahr 1933, ein Art-déco-Kleinod im kolonial geprägten Stadtteil Colaba.

www.bollywoodtourism.com, www.danceincity.com, www.bollywoodnaach.com

Foto: REUTERS/Tobias Schwarz

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Java: Höfische Helden

Hauer wie ein Orang-Utan, zotteliger Pelz, rückgebaute Stirn. Irgendwie macht sich der Tänzer im Hinterzimmer des Sriwedari-Theaters gerade ziemlich zum Affen. So wie jeden Abend gegen acht Uhr, wenn Surakartas Wayang-Orang-Ensemble aus allen Ecken der Stadt zur Metamorphose zusammentrifft. Wer dann die Backstage-Tür öffnet, kann die Verwandlung von ganz normalen Javanern in Prinzen erleben und sieht Krieger, die mit zittrigen Händen gegen verwischte Lidschatten und bröckelnden Lippenstift kämpfen. Wayang Orang, respektive Warang Wong, ein traditionelles javanisches Tanz-Drama, hat schlechte Tage gesehen. Mit dem Ende von Zentraljavas höfischem Glamour ging es lange auch mit der stark stilisierten, an die Eleganz der feudalen Zeremonien angelehnten Kunstform bergab.

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Dass sich jetzt sogar Gendis Trihatmodjo, die Enkelin des Ex-Präsidenten Suharto, auf die Wayang-Orang-Bühne begibt, beschert dem eleganten Tanz einen Popularitäts-Boost, den er längst nicht mehr braucht. Die Aufführungen in Jakartas Bharata-Theater in Solo City und Yogyakarta sind gut gebucht, das jährlich vor der imposanten Kulisse des Prambanan-Tempels stattfindende Festival ist ein Touristenmagnet. Der besondere ästhetische und philosophisch lesbare Reiz des Wayang Orang: steter Kontrast von aktiven und passiven Elementen. Pausen, Stille, meditative Posen lassen die Bühne immer wieder "einfrieren" - ähnlich wie die stark wechselnde Popularität des Tanz-Dramas selbst.

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Südkorea: Body & Seoul

Es ist nicht alles Gangnam Style und Hutschpferdchen-Akrobatik in Korea: Denn wenn Seoul tanzt, knirschen auch die härtesten Knochen. Immerhin gilt die südkoreanische Hauptstadt als Breakdance-Zentrum der Welt. Das verrät allein schon der Blick auf die jährlich ausgetragene Breakdance-WM, "Battle of the Year". Gleich fünfmal konnten koreanische Breakdancer den Titel innerhalb eines Jahrzehnts einkassieren und dabei auch an gängige Ostasien-Traditionen anknüpfen: Moves und akrobatische Übungen von Breakdance-Truppen wie Gamblerz oder Expression knüpfen schließlich an die Körperbeherrschung der Martial Arts an - und verweisen zugleich eher auf die westliche Orientierung als der etwas hüftsteifer wirkende nordkoreanische "Bruderstaat". Nicht zufällig war es ein in den USA geborenen Koreaner, der die Halbinsel mit Breakdance infizierte. Als John Jay Chon Mitte der 1990er-Jahre ein Breakdance-Video nach Korea brachte, brach das Tanzfieber unerwartet heftig aus - und es hält bis heute an.

Foto: AP / Dean Treml

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Kenner der koreanischen Seele verweisen darauf, dass Breakdance ein perfektes Ventil für individuellen Ausdruck darstellt - innerhalb einer stark kollektiven Zwängen unterworfenen Gesellschaft kein Beinbruch. Tanzeinlagen als Stunts, lokale Breakdance-Einzelkämpfer wie den Gamblerz-Chef B-Boy Bruce Lee - all das kann man am besten in der Nähe der U-Bahn-Station Hongik University der Linie 2 im Seouler Stadtteil Hong-dae sehen: Hier befindet sich das B-Boys-Theater, die erste Spielstätte der Welt, die ausschließlich Breakdance zeigt. Aber das Ausgehviertel im Westend von Seoul hält noch jede Menge weiterer Hip-Hop-Adressen bereit: Das Dae-hang-ro oder Hip-Hop YO sind letztlich nur einige wenige davon.

www.sjbboys.com, www.visitkorea.or.kr

Foto: AP / Dean Treml

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Bali: Ramayana Revisited

Auch Ketchup wäre ein passender Name. Denn Kecak ist quasi nur die Fast-Food-Version unterschiedlicher balinesischer Tänze. Begonnen hatte die Chose - wie so vieles auf Bali - im zentralbalinesischen Ubud und in den 1930er-Jahren, als westliche Aussteiger der faszinierenden Kultur der Götterinsel nachspürten. Der deutsche Maler Walter Spies choreografierte damals den neuen Tanz, bei dem bis zu hundert Männer (und neuerdings auch Frauen) ihr eigenes summendes, zischendes Orchester darstellen. Zugleich bilden sie dabei im nervös flackernden Fackellicht eine Art Lebendkulisse für szenische Bilder diverser Episoden aus dem indischen Nationalepos Ramayana.

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Besonders pocketkameratauglich gelingt ihnen das vor den bizarren Küsten von Tanah Lot oder Uluwatu. Doch weil es sich um das komplexe Bali handelt, verbirgt sich hinter dieser Geschichte noch eine weitere Schicht: Inspiriert wurde Spies durch jene Männerchöre, die die (echte) Trance in den Sanghyang-Tänzen unterstützen - eine erzreligiöse Beschwörung der guten Dorfgeister, die sich viel länger der touristischen Verwertung entzog. Am meisten macht dabei wohl der Pferdetanz Sanghyan Jaran her: Balinesen, die ohne Flipflops und mit einer Art Steckenpferd über glühende Kohlen rennen.

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China: Der tanzende Fluss

Der chinesische Regisseur Zhang Yimou hat das Rote Kornfeld gedreht, Preise bei den Filmfestspielen von Cannes, Venedig und Berlin abgeholt, und bei den Olympischen Sommerspielen in Peking 2008 sowohl die Schluss- als auch die Eröffnungszeremonie inszeniert. All das wäre bereits beeindruckend genug. Im südchinesischen Yangshuo bei Guilin lässt er aber sogar Berge und den Fluss Li tanzen - oder zumindest die Lichter auf dessen Oberfläche und die sechshundert darin verstreuten Darsteller.

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Seit 2004 verwandelt sich hier die umliegende, spektakuläre Kalksteinhügel-Landschaft im Rahmen des Open Air Musical Impression Sanjie Liu in eine grandiose Bühne. Rund 600 Akteure kommen bei den täglich stattfindenden Aufführungen zum Einsatz - überwiegend Flößer aus der näheren Umgebung, die sich in jene meisterhafte Farbdramaturgie fügen, die auch die Filme des gelernten Kameramanns Zhang Yimou prägen. Doch die Hauptrolle spielt Yangshuos Landschaft, und das Tanzen der Lichter am Fluss. Eine ähnlich monumentale Schau wurde übrigens auch auf dem Westsee in Hangzhou aufgeführt.

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Indien: Shivas Dancefloor

In den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts reisten spätere Tanzlegenden wie Ram Gopal oder Bala Saraswati zu den Tempeln von Konarak oder Khajuraho, um an den dortigen Plastiken und Tempelstatuen die Modelle für ihr altes Kunstgenre wieder zu entdecken. Eine Renaissance der in Vergessenheit geratenen klassischen Tanzkunst setzte ein. Bewegungen, das ganze komplexe Alphabet der Handgesten (Mudras), Kleidung, Haartracht, selbst Schmuckdetails ließen sich von den Steinreliefs und Plastiken ablesen. Das galt ganz besonders für Chidambarams Nataraja-Tempel, ein aus dem 10. Jahrhundert stammender Tempelkomplex im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu. Chidambaram grhört zu jenen Orten, an denen Shiva, dem Mythos zufolge, seinen Kosmischen Tanz aufgeführt hat.

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Kein Wunder also, dass man sich einen Tempel wie jenen Chidambaram keineswegs bloß als Gebäude, sondern vielmehr als lebendigen Organismus vorzustellen hat. Hochrädrige Tempelwagen erinnern an die alljährliche Umrundung der rotweiß gestreiften Außenmauern des fünf Hektar großen Tempelgeländes. Es ist ein wüstes Durcheinander von Armen, Beinen, Köpfen, Bäuchen, Schlangen und Rüsseln, das hier die Tempeltürme überwuchert. Sechshundert Brahmanen-Familien führen bis heute die kollektive Verwaltung fort - während ihre halbwüchsigen Söhne Rückwärts-Salti ins weite Tempelbecken üben, und hinterher freilich auch das Rezitieren der alten Texte.

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Kambodscha: Khmer Blues

Lange Zeit standen Angkors Apsaras still, in Stein gemeißelt. Dann legten Restaurateure aus Frankreich, China oder Indien Hand an die verwitterten Hüften dieser göttlichen Tänzerinnen, die die Anlagen der kambodschanischen Tempelstadt zu Tausenden schmücken. Fährt man von Angkor Wat in Richtung Siem Reap, dann wird schnell klar, dass die uralte Tradition der Tempeltänzerinnen auch jenseits der unbeweglichen Steinfriese ein Revival erlebt. "Aspara Dance and Shows" begleiten hier Dinner-Abende: In Dutzenden Restaurants und Hotels glänzen der markante Kopfschmuck und die langsamen Bewegungen der neuen Apsaras neben Papaya-Salat und Angkor-Bier. Vor nicht allzu langer Zeit wäre so ein Auftritt ein sicheres Todesurteil gewesen: Die fanatischen Roten Khmer standen eher weniger auf die uralte Tradition des Klassischen Khmer-Tanzes, dessen Wurzeln über tausend Jahre in die Angkor-Periode zurückreichen, und der später am kambodschanischen Königshof gepflogen und von französischen Kolonialisten geschätzt wurde - auch von Auguste Rodin, den König Sisowaths Tänzerinnen gleich zu einer ganzen Aquarell-Serie inspirierten. Wenige Jahre nach Pol Pots Machtübernahme in den 1970er-Jahren waren neunzig Prozent der höfischen Tänzerinnen und Tänzer liquidiert. Wer den Genozid überlebte, fand im günstigen Fall in geheimen "Tänzerkolonien" zusammen, am sichtbarsten in Flüchtlingslagern im Osten Thailands.

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Auch Vong Metry gehörte zur einstigen Tanzelite, die Phnom Penh Hals über Kopf verlassen und ihre Kunst lange Zeit verbergen musste. Heute leitet sie in Phnom Penh die Apsara Arts Association, die den klassischen Khmer-Tanz propagiert. Ganz andere Wege schlägt indessen Choreographin Sophiline Cheam Shapiro von der Khmer Arts Academy nahe Phnom Penh ein, die ebenfalls mit der Erforschung und Archivierung des kambodschanischen Tanzrepertoires befasst ist: Im Rahmen einer Khmer-Version von Mozarts Die Zauberflöte verwandelte sie die Königin der Nacht und Papageno in kambodschanische Figuren - und die westliche Instrumentierung zu Gong- und Xylofontönen.

www.apsara-art.org, www.khmerartsacademy.org

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Okinawa: Tanz den Schlag

Für ein eigenes Land zu klein, für völlige Assimilation zu groß: Unter diesem Vorzeichen erlebte der langgestreckte Inselbogen des einstigen Ryukyu-Königreichs - im wesentlichen ident mit der heutigen südlichsten japanischen Präfektur Okinawa - wechselnde Zeiten. Mal überwiegten chinesische, häufiger japanische Einflüsse, bis das Inselkönigreich Ryukyu vor über hundert Jahren schließlich ein Teil Japans wurde - um wenig später ein Vierteljahrhundert unter US-Besatzung zu stehen. Klar, dass die Gegenwehr zwischen so starken Mächten subtil angelegt wurde. Etwa mit "leerer Hand" - was ins Japanische übersetzt soviel wie Karate heißt. Tatsächlich entwickelte sich die heutige Form der Kampfkunst auf Okinawa - angesichts der argwöhnischen japanischen Besatzungsmacht allerdings im Geheimen.

Foto: AP/Itsuo Inouye

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Trainiert wurden die Schlagtechniken dennoch öffentlich, und zwar vor den Augen der nach Okinawa abkommandierten Samurai - sie waren als harmlose Folklore-Tänze getarnt. Die heißen in Okinawa-Sprache Udui, und greifen neben tänzerischem Fuchteln sogar auf die vermweintlich spielerische Verwendung von Arbeitsgeräten zurück. Sehen kann man diese Form der "Karate-Tänze" im Ryukyu Mura Folk Village einem Freilichtmuseum der Hauptinsel Okinawa-hanto. 1902 wurde Karate übrigens auch offiziell Schulsport auf Okinawa.

de.visitokinawa.jp, www.JNTO.de

(Robert Haidinger, DER STANDARD, Rondo, 12.4.2013)