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"Es scheint klar, dass die Veröffentlichung von Windows 8 nicht nur dahingehend gescheitert ist, den PC-Markt anzukurbeln"

Foto: Reuters

Der Siegeszug von Tablet-Computern und Smartphones lässt die Verkäufe klassischer PC taumeln: Nach Daten der renommierten Marktforschungsfirma IDC lieferten die Hersteller im ersten Quartal insgesamt 76,3 Millionen PC aus - das war ein Rückgang um beinahe 14 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Einen schlimmeren Absturz habe es seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 1994 nicht gegeben, erklärte IDC am Mittwoch.

Windows 8 konnte den PC-Markt nicht ankurbeln

Die Marktforscher zeigten sich vor allem deshalb besorgt über den rapiden Verkaufsrückgang, weil sich die Wirtschaft etwas erholt habe und viele neue PC-Modelle mit dem frischen Microsoft-Betriebssystem Windows 8 auf den Markt gekommen seien. Die Experten von IDC geben dem weltgrößten Software-Konzern an dem Absturz eine nicht unerhebliche Mitschuld. Nachbörslich fiel die Microsoft-Aktie um 1 Prozent.

"Markt abgebremst"

"Es scheint klar, dass die Veröffentlichung von Windows 8 nicht nur dahingehend gescheitert ist, den PC-Markt anzukurbeln", erklärte IDC-Analyst Bob O'Donnell. "Es scheint sogar, dass der Markt abgebremst wurde." Als Gründe führte er die radikal andere Bedienung des Betriebssystems mit seinen bunten Kacheln an sowie den Wegfall des vertrauten Start-Buttons. Zudem seien manche PC durch den Einbau von berührungsempfindlichen Bildschirmen teurer geworden.

Der IDC-Konkurrent Gartner veröffentlichte kurz darauf ebenfalls seine Marktzahlen, die einen etwas moderateren Absatzrückgang von 11 Prozent auf 79,2 Millionen Personal Computer auswiesen.

"PC  in vielerlei Formen"

"Der traditionelle PC ist auf dem Rückzug", räumte Microsoft-Sprecher Thomas Mickeleit gegenüber der Nachrichtenagentur dpa ein. Gleichzeitig zog er aber die Aussagekraft der Absatzzahlen in Zweifel. "Der PC kommt heute in vielerlei Formen daher." Gerade durch Windows 8 habe die Zahl der Mischgeräte aus PC und Tablet zugenommen. So gibt es Notebooks mit Touchscreen und Tablet-Computer mit abnehmbarer Tastatur. Durch die neuen Formen sei es schwierig, die Absatzzahlen genau zu ermitteln, erklärte Mickeleit.

In die PC-Absatzzahlen von Gartner- und IDC fließen keine Tablet-Computer ein, diese werden gesondert ausgewiesen. Hier gingen die Verkaufszahlen bis zuletzt steil nach oben. Microsoft hatte auf den Wandel mit seinem Windows 8 reagiert, das für berührungsempfindliche Bildschirme ausgelegt ist.

Fünf Prozent der Tablets

Während Windows auf etwa 90 Prozent aller PCs läuft, prognostizieren die IDC-Marktforscher bei Tablets für dieses Jahr nur einen Anteil von knapp 5 Prozent. Microsoft war erst vergleichsweise spät in das Geschäft eingestiegen; auf den meisten Tablet-Computern läuft Googles Betriebssystem Android oder Apples iOS. Bis 2017 sehen die IDC-Experten den Windows-Anteil auf gut 10 Prozent steigen.

Vor allem private Nutzer haben sich vom PC abgewendet. Firmen setzten noch auf die leistungsstarken Rechner, allerdings erneuern sie ihre Hardware seltener. "Die geringeren Auslieferungen an sich waren keine Überraschung, aber die Heftigkeit des Rückgangs", sagte IDC-Experte David Daoud. Die Branche müsse nun darum kämpfen, "für den Kunden relevant zu bleiben". 

Kritik an PC-Herstellern

Neben Microsoft bekamen auch einige große PC-Hersteller von den IDC-Marktforschern die Leviten gelesen: Bei Hewlett-Packard läuft ein groß angelegter Umbau; um Dell tobt eine Übernahmeschlacht. Das habe die Nachfrage von Kundenseite weiter abgeschwächt, konstatierten die Branchenkenner. Als rühmliche Ausnahme führten sie den chinesischen Hersteller Lenovo an, der seine Auslieferungen den Daten zufolge stabil halten konnte. Bei Apples Mac-Computern widersprachen sich IDC und Gartner mit ihren Daten. (APA/dpa, 11.4. 2013)