Foto: Kronen Zeitung am 11. April 2013 / daStandard.at

"Vom Pub zum Beisl: Österreichische Beteiligung an Anglizismen-Index" vermeldete die Austria Presse Agentur am 4. April 2013. Diese Meldung war am 10. April im "Kurier" und am 11. April auch in der "Kronen Zeitung" (siehe Foto) zu lesen.

Seit einigen Jahren bringt der Verein Deutsche Sprache mit Sitz in Dortmund den besagten Anglizismen-Index heraus. Ziel des Vereins sei die Förderung der deutschen Sprache "als eigenständige Kultursprache", heißt es auf der Homepage. Man wolle "der Anglisierung der deutschen Sprache entgegentreten und die Menschen in Deutschland an den Wert und die Schönheit ihrer Muttersprache erinnern".

Neben der Lobby-Arbeit, die unter anderem darin besteht, "Protestbriefe an Firmen und öffentliche Einrichtungen, die mit sprachlichen Fehlleistungen aufgefallen sind", zu schreiben, bietet der Verein mit dem Anglizismen-Index für jeden Anglizismus eine deutschsprachige Entsprechung, um so die Muttersprache zu stärken.

Österreichische Beteiligung

In diesem Jahr hat der Anglizismen-Index zum ersten Mal einen österreichischen Mitherausgeber, nämlich den Wiener Verein Muttersprache, heißt es in der APA-Meldung. "Wir wollen deutsche Begriffe anregen, vorschlagen oder selbst schaffen, um der uferlosen Veranglisierung der deutschen Sprache Einhalt zu gebieten", erklärt der Geschäftsstellenleiter des Vereins, Norbert Prohaska, gegenüber der APA.

Ein Blick auf den Internet-Auftritt des Vereins genügt, um festzustellen, aus welcher Ecke hier die Sprachpflege vorangetrieben wird. In den Kontaktdaten ist als Vereinsanschrift "Fuhrmannsgasse 18A" zu lesen. Das ist in Wien keine unbekannte Adresse. Unter dieser Anschrift wird auch das Magazin "Der Eckart" herausgegeben. Das Magazin mit dem Zusatztitel "So weit die deutsche Sprache reicht" informiert nach eigener Definition "über tages- und gesellschaftspolitische Themen aus Sicht der Volkstumspolitik". Im gleichen Haus sind außerdem die Mädchenschaft Freya, die Pennale Burschenschaft Ghibellinia zu Wien und die Österreichische Landsmannschaft gemeldet, die sich nach eigener Definition den "Erhalt deutscher Kultur, wo sie bedrängt ist", zum Ziel macht.

"Personelle Überschneidungen"

Laut dem "Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus" hat der Verein Muttersprache "personelle Verbindungen" zu der als rechtsextrem eingestuften Österreichischen Landsmannschaft. "Eine Persone, die im Vorstand der Landsmannschaft ist, ist auch im Vorstand des Vereins Muttersprache zu finden. Und andere personelle Verbindungen gibt es nachweislich auch", sagte ein Mitarbeiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) zu daStandard.at.

Bedauerlich, dass sowohl die APA als auch "Krone", "Kurier" und orf.at die Meldung und die Stellungnahme unkommentiert und ohne den Hinweis auf die Ausrichtung des Vereins Muttersprache verbreitet haben. Orf.at scheint die Meldung mittlerweile vom Netz genommen zu haben, der Link zum Artikel "Kampfansage an Anglizismen" führt ins Nirgendwo. (Olivera Stajić, daStandard.at, 12.4.2013)