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Archivbild von Gefangenen in Guantanamo.

Foto: Reuters

Washington - Im US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba haben Aufseher Gummigeschoße gegen die Häftlinge eingesetzt und damit deren Protest beendet. Niemand habe "nennenswerte" Verletzungen erlitten, erklärte ein Sprecher der Gefängnisverwaltung am Samstag. Die Häftlinge in Camp 6 seien anschließend auf Einzelzellen verteilt worden.

Die Gefangenen hatten Überwachungskameras, Fenster und Glastrennwände verhüllt, wie der Sprecher sagte. Als die Wärter dies wieder rückgängig machen wollten, hätten sich einige Häftlinge mit "improvisierten Waffen" widersetzt. Daraufhin hätten Sicherheitskräfte vier Schüsse mit "nicht-tödlicher" Munition abgegeben.

Zum Einsatz kamen etwa erbsengroße Gummigeschoße vom Kaliber .32, die nach Angaben des Sprechers "kaum in die Haut eindringen und kaum Verletzungen" verursachen. Zuletzt waren Anfang Jänner in Guantanamo Gummigeschoße abgefeuert worden. Damals warfen Gefangene Steine auf Aufseher.

Hungerstreik der Gefangenen

In Guantanamo befinden sich dutzende Gefangene seit Februar im Hungerstreik. Sie begründen ihre Protestaktion damit, dass Wärter bei der Durchsuchung ihrer Zellen unangemessen mit Koran-Ausgaben umgegangen seien. Während Anwälte angeben, dass sich die Mehrheit der 130 Häftlinge von Camp 6 inzwischen im Hungerstreik befinde, spricht das Pentagon von 43. Elf von ihnen werden demnach zwangsernährt.

Ein Häftlingsanwalt kritisierte das Vorgehen gegen die Gefangenen. "Das ist nur ein weiteres Beispiel für die Gewalt in GTMO (Guantanamo) statt eines Gespürs für Menschenrechte", sagte der Militäranwalt Barry Wingard. Die Gefangenen hätten die Aufseher gebeten, die Koran-Bücher während der Durchsuchungen an sich nehmen zu dürfen. Die Wächter hätten dies abgelehnt und auch die Bücher vor den Augen der Gefangenen durchforstet.

Wingard räumte ein, dass dieser Vorfall gemessen an "elfeinhalb Jahren (Haft) ohne Anklage und der Hoffnungslosigkeit mangels Entlassungsperspektive" ein kleinerer sei. "Das Traurige ist, dass es offenbar bedeutungslos ist, welche politische Partei in Washington an der Macht ist."

Kongress verweigert Mittel für Schließung

Das im "Krieg gegen den Terror" geschaffene Gefangenenlager auf Kuba gibt es seit 2002. Terrorverdächtige werden dort unter menschenrechtlich und rechtsstaatlich fragwürdigen Umständen festgehalten. US-Präsident Barack Obama hatte die Schließung des Lagers vor seiner erstmaligen Wahl 2008 versprochen. Der Kongress verweigerte aber die finanziellen Mittel für die Schließung und blockierte die Verlegung von Guantanamo-Häftlingen in Gefängnisse in den USA.

In einem Offenen Brief an Obama hatten Ende vergangener Woche 25 Organisationen ein rasches Einschreiten in Guantanamo gefordert. Der Hungerstreik sei ein "vorhersehbares Ergebnis" des Umstandes, dass in dem Gefangenenlager auf Kuba "seit mehr als elf Jahren Gefangene ohne Anklage festgehalten" würden, erklärten die Organisationen, zu denen Amnesty International und Human Rights Watch (HRW) gehören. Die Menschenrechtsorganisationen veranstalteten Proteste in Washington, New York, San Francisco, Los Angeles und Chicago. (APA, 14.4.2013)