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Grafik: APA

Stockholm/Washington - Die Militärausgaben schrumpfen weltweit leicht und verschieben sich weg vom Westen. Das Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) hat für 2012 den ersten globalen Rückgang seit 1998 ermittelt. Dabei rüsteten China und Russland auf, während die USA im Vorjahr gespart haben, aber klar Spitzenreiter bleiben.

Sparzwänge und weniger Kriegseinsätze lassen die Militärausgaben des Westens schrumpfen, während in anderen Regionen der Welt kräftig aufgerüstet wird. Nach den Erhebungen von SIPRI sind die staatlichen Ausgaben für militärische Zwecke 2012 weltweit um 0,5 Prozent auf 1,75 Billionen Dollar (1,33 Billionen Euro) gesunken. Allerdings steigerte China die Militärausgaben um 7,8 Prozent und Russland sogar um 16 Prozent, wie das internationale Friedensinstitut mitteilte.

Die einen sparen, die anderen rüsten auf

Als wichtigsten Grund für den ersten globalen Rückgang der Rüstungsausgaben seit 1998 nannte SIPRI in seinem jüngsten Bericht "gravierende Kürzungen" in den USA, West- und Zentraleuropa, Australien, Kanada und Japan. Diese seien weltweit fast ausgeglichen worden durch mehr Steuermittel für das Militär in Asien, Osteuropa, dem Nahen Osten, Nordafrika sowie Lateinamerika.

China belegte mit geschätzten 166 Milliarden Dollar den zweiten und Russland mit 90,7 Milliarden Dollar den dritten Platz auf der SIPRI-Ausgabenliste hinter den USA. Die stärkste Militärmacht der Welt lag weiter mit 682 Milliarden Dollar klar vorn. Washington kürzte die Militärausgaben im vergangenen Jahr um sechs Prozent, lag aber immer noch um 69 Prozent über denen im Jahr 2001 vor Kriegsbeginn im Irak und in Afghanistan.

"Der Beginn einer neuen Balance"

Der zuständige SIPRI-Experte Sam Perlo-Freeman meinte: "Was wir sehen, kann der Beginn einer neuen Balance bei den globalen Militärausgaben weg vom reichen Westen und hin zu den sich entwickelnden Regionen sein." Allerdings seien die USA und ihre Verbündeten nach wie vor verantwortlich für das Gros der Militärausgaben.

SIPRI rechnet vor allem wegen des internationalen Rückzugs der NATO-Truppen aus Afghanistan mit einem anhaltend rückläufigen Ausgabentrend in den kommenden zwei bis drei Jahren.

SIPRI wurde 1966 vom schwedischen Parlament ins Leben gerufen. Es versorgt Wissenschafter, Politiker und Medien mit Daten, Analysen und Empfehlungen zu internationalen militärischen Fragen. In Peking und Washington unterhält das Institut Zweigstellen. Finanziert wird es zum großen Teil von der schwedischen Regierung. Die Einrichtung versteht sich als Plattform für die Zusammenarbeit von Konfliktforschern aus aller Welt und arbeitet eng mit den Vereinten Nationen und der Europäischen Union zusammen. Geführt wird es seit Jänner 2013 von dem Berliner Wirtschaftsprofessor Tilman Brück. (APA, 15.4.2013)