Wien - Kinderbetreuung ist in Österreich nach wie vor Frauensache und bringt diesen klar nachweisbare Nachteile in ihrem Arbeitsleben. Wer nach der Elternkarenz in den Job zurück kehrt, verdient in der Regel signifikant weniger, als Kollegen ohne jede Karriereunterbrechung. Auch wenn die Qualifikation und Gesamterwerbstätigkeit unter dem Strich die gleichen sind. Die Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten sinken, die Arbeitszufriedenheit nimmt ab.
Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Instituts für empirische Sozialforschung für die Ar- beiterkammer. Im Rahmen des Ar- beitsklimaindex wurden dafür innerhalb der vergangenen zwei Jahre fast 14.500 Beschäftigte befragt.
Die Berufstätigkeit zu unterbrechen, sei ein Risiko, und es komme bei Frauen stärker zum Tragen, als bei Männern, sagt der Ifes-Meinungsforscher Georg Michenthaler. Strukturelle Nachteile, die daraus entspringen, ließen sich nur selten bis zur Pension ausbügeln.
Insgesamt weisen sieben von zehn unselbstständig Beschäftigten in Österreich zumindest eine Pause in ihrer Erwerbsbiografie auf. Bei den Männern sind dafür in erster Linie Bundesheer und Zivildienst verantwortlich. Der Anteil der Männer, die ihren Job für eine Elternkarenz und Kinderbetreuung kurz aufgeben, beträgt gerade einmal ein Prozent. Bei Frauen macht dieser 58 Prozent aus.
Der Präsenzdienst hält sich im Vergleich zum Dienst an Kind und Familie in Grenzen. Ein Jahr pausieren Männer im Schnitt vom Berufsleben. Drei Jahre setzen Frauen aus. Sind sie älter als 46, unterbrechen sie ihre Erwerbstätigkeit für durchschnittlich 45 Monate.
Vollzeit ist männlich
Was in der Folge oft in Teilzeit mündet. Fünf von zehn Frauen, die nach der Karenz wieder in den Job einsteigen, tun dies mit reduzierter Stundenanzahl. Knapp ein Fünftel unter ihnen kommt dann mit ihrem Einkommen nicht mehr aus, bei der Hälfte reicht es gerade. Weit mehr bangen um eine für das Leben ausreichende Pension. Zum Vergleich: Bei Frauen ohne Karriereunterbrechung sind nur zwei von zehn teilzeitbeschäftigt. Unter den Männern jobben 90 Prozent Vollzeit - unabhängig davon, ob sie pausierten oder nicht.
Das Einkommensgefälle werde oft beklagt. Bisher habe habe man eine bessere Karenzanrechnung in mehr als 100 Kollektivverträgen erreicht, sagt Wolfgang Katzian, Chef der Gewerkschaft GPA-djp. Es brauche jedoch ein Bündel an weiteren Maßnahmen - alle mit dem Haken, dass sie für Medien kaum titelseitentauglich seien.
Anzahl und Öffnungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen seien etwa weiter unzureichend. Zweiter Schritt nach den Einkommensberichten sollten verpflichtende betriebliche Verhandlungen über Gleichstellung sein, fordert Katzian. Die hart umstrittene sechste Urlaubswoche werte Erwerbstätigkeit von Frauen ebenso auf, wie die faire Abgeltung von Mehrarbeit bei Teilzeitstellen. Ilse Fetik, GPA-Frauenvorsitzende, erwartet sich von Managern zudem mehr Signale, dass Karenz auch für Männer angebracht wäre. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 16.4.2013)